Ziviler Ungehorsam - z.B. Klimaproteste

Hey Leute, angeregt durch die Diskussion aus dem SSB Thread über die „Klimakleber“ von der letzten Generation und ihrer Protestform, dachte ich, es ist doch mal ganz interessant zu wissen wie ihr dazu steht.

Zum Hintergrund: In vielen deutschen Städten kleben sich Klimaaktivisten an Straßen, Kunstobjekten oder anderen Dingen fest um ihrem Protest die möglichst größte Aufmerksamkeit zu verschaffen.

In Berlin gab es jetzt einen, vermutlich, tödlichen Unfall einer Radfahrerin mit einem LKW. Die Klimaaktivsten werden nun beschuldigt indirekt eine Mitschuld zu tragen, weil das Spezialfahrzeug zur Bergung im Stau gestanden hat.

Dies nehmen viele Kritiker der Proteste zum Anlass die Legitimation dieser Proteste in Frage zu stellen.

Wie seht ihr das? Ist Ziviler ungehorsam legitim und wo liegt bei euch die Grenze?

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so, da ist es (leider) passiert. bin gespannt, wie es mit den protesten jetzt weitergeht.

Fand diesen Kommentar ganz gut

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-11/klimaaktivismus-festkleben-letzte-generation-verkehrsunfall-klimakrise

„Der Aktivist Tadzio Müller twitterte nach dem Vorfall: „Scheiße, aber: nicht einschüchtern lassen. Es ist Klimakampf, nicht Klimakuscheln & shit happens.“ Inzwischen hat er den Tweet wieder gelöscht.“

Alter?!

Nicht tot, aber auch nicht besser.

Die ganze Diskussion um den Rettungsweg ist doch völlig scheinheilig.
Jeden Tag werden auf deutschen Autobahnen Rettungsgassen von irgendwelchen Affen allein für Ihren ganz persönlichen Vorteil versperrt. Da hört man aber von CDU, AfD und Co nichts zu…

Ich persönlich finde es auch nervig, wenn mir irgendwer die Straße versperren würde, aber den Demonstranten vorzuwerfen, es nicht vorher auf andere Art und Weise versucht zu haben… da fällt mir nichts mehr zu ein. Seit Jahrzenten gibt es die Umweltbewegung, seit Jahren demonstrieren Fridays for Future und Co.
Und was hat sich geändert? Ein bisschen was im Westen, aber der restliche Teil der Erde scheißt doch auf die Umwelt (aus Gründen, aber das ist ein anderes Kapitel).

China mit ihren Kraftwerken und Schwerindustrie,
Brasilien und Co mit dem Amazonas und ihren Minen,
Südostasien mit dem Plastik…

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das meinste jetzt aber nicht ernst, oder?

dass die beim Protest die Straße blockieren und in der Folge eine Person stirbt, ist okay’ish, weil sie ja für eine gute Sache protestieren und es anders (vermeintlich) nicht geht? really?

mal ehrlich: denkst du, dass sich durch solche proteste jetzt etwas ändern wird?

das einzige was sich ändert, ist die meinung der breiten öffentlichkeit gegenüber den protestierenden. und leider nicht zum guten. dass sie in der form dem großen thema mehr schaden als nutzen, finde ich persönlich sehr bedauerlich.

also weil Klimaaktivisten „dumme“ Aktionen machen, kann der Rest sich klimaschädlicher verhalten oder was meinst du damit?

Die Person ist nicht in Folge der Proteste gestorben, sondern weil ein Betonmischer sie überfahren hat. Das nicht direkt das perfekte Bergungsmaterial am Ort war ist unglücklich, aber kommt jedes Jahr hundertfach in verschiedenen Konstellationen vor. Da interessiert ist nur keinen, weil man damit kein Feindbild bedienen kann.

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ich finde, dass sie durch diese aktionen einen nicht geringen teil der bevölkerung gegen sich aufbringen, die vorher eigentlich eher auf seiten der protestierenden waren.

Du argumentierst mit der Umweltzerstörung in Südamerika, in China und dem Rest von Asien.

Hey, lass in Berlin auf die Straße kleben! Damit zeigen wir es den Umwelt Sündern dieser Welt!

Was soll das bringen? :D

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Natürlich ist das gefundenes Fressen für AfD, CDU und Co. Aber wie ich oben schrieb, hat sich mit ‚sanften‘ Methoden nichts geändert.
Mit Sicherheit wollte da niemand der protestierenden irgendwem direkt schaden…

Wenn sich die Leute dann radikalisieren, braucht man sich nicht wundern.
Selbes Problem wie mit der völlig verpfuschten Migrations- und Sozialpolitik, nur halt am anderen Rand des Spektrums.

und ändert jetzt was an deren Verhalten?

Als ob Deutschland keine Hebel hätte… Aber unserer Politik der letzten 16 Jahre ist jeder noch so kleine Profit ihr Klientel wichtiger, als Druck auf andere Länder zu machen.
Oder würdest du jetzt fordern, dass Leute nach China, Brasilien und Co fliegen und sich da auf die Straße kleben?

Wir erkaufen uns unseren Wohlstand mit der Umweltzerstörung, Armut und Raubbau in anderen Ländern.

Mit immer weiter so wird es halt nicht funktionieren und wir müssen unser Verhalten ändern und in Folge dessen auch das Verhalten unser internationalen Mitmenschen.

CDU, AfD, Springer-Presse und Co versuchen jetzt dieses Unglück zu nutzen, um Ihre persönlichen Interessen aus der Schusslinie zu nehmen und die unangenehmen Proteste zu diskreditieren. Das ist scheinheilig und asozial, aber wie viele Leute diesem Treiben auf den Leim gehen, ist das eigentliche Problem.

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vermutlich nichts.

ich halte es trotzdem für taktisch unklug, die breite masse der bevölkerung gegen sich aufzubringen. denn das macht es auch der politik leichter, sich gegen die demonstranten zu stellen bzw. nicht auf etwaige forderungen einzugehen oder zumindest gesprächsbereit zu sein. ganz nach dem motto: „wir verhandeln nicht mit (klima)terroristen.“ (natürlich überspitzt formuliert).
scholz versucht es doch schon auf die schiene.

außerdem liefert man genug fressen für afd, cdu/csu und co. die das natürlich sofort nutzen.

€: und nochmal: mir geht es explizit um die straßensperren. und wenn sie es nicht lassen können, dann „sperrt“ doch bitte nur eine spur. stau gibt es dadurch genauso, aber die chancen steigen, dass etwaige notfälle besser/schneller die sperre passieren können. eigentlich erstaunlich, dass erst jetzt etwas so schlimmes passiert ist. war ja nur eine frage der zeit.

irgendwelche kunstwerke (bzw. die ausgestellten kopien) können sie von mir aus weiter mit tomatensaft beschmieren. das schadet niemandem so wirklich und sie bekommen mmn mehr aufmerksamkeit als durch die straßensperren.

Man schließt einfach mehr Türen als man öffnet. Was ist daran so schwer zu verstehen? Es ist ein rein mathematisches Problem. Natürlich gewinnt man kurzfristig durch Aufmerksamkeit und Empörung Unterstützer, aber man vergrämt (mmn) deutlich mehr Menschen, als man Zulauf erhält. Wenn man einfach nur eine laute, schrille Minderheit sein will, ist das ja alles schön und gut. Will man allerdings ein ernstzunehmender Faktor in der politischen Willensbildung sein, dann ist das Vorhaben zum Scheitern verurteilt.

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Vielleicht einfach mal die Medien verfolgen? Von der Politik kommt öfter mal etwas zur Rettungsgasse, von allen Parteien (afd ausgenommen, ka was die machen).
Ein random Google Ergebnis der FDP: Keine Rettungsgasse gebildet – So viele Autofahrer wurden 2018 belangt

Man muss nicht immer mit Whataboutism ankommen, vor allem wenn dann die Aussagen auch noch falsch sind.

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Hast du den Artikel gelesen?
Die „Letzte Generation“ hat selber betont, Verantwortung für diesen Fall zu übernehmen.
Und das da noch so ein random Aktivist so einen Mülltweet postet, geht über jeglichen Toleranzbereich.

Springer-Presser erwähnte ich im nächsten Post. In diesem Fall heizen aber nicht nur die Medien die Diskussion an.
Und natürlich gibt es zu Rettungsgassen immer mal wieder was in den Medien, aber damit deswegen so eine Sau durchs Dorf getrieben wie bei den Protestlern jetzt, müssen schon ganz besondere Umstände herschen.
Und ja, man muss nicht immer mit Whataboutism ankommen, aber wenn es das exakt gleiche Szenario nur im anderen Kontext ist, dann drängt sich ein Vergleich nunmal auf.

Ich habe diesen Spiegel Artikel gelesen, welcher das ganze Geschehen etwas differenzierter aufdröselt.

Da der sogenannte Rüstwagen absehbar nicht zur Verfügung stand, mussten die Retter an der Unfallstelle improvisieren. Laut »Tagesspiegel« kam das Spezialgerät etwa sieben bis neun Minuten später am Einsatzort an als dies bei freier Fahrt der Fall gewesen wäre – zu dem Zeitpunkt war die Frau schon mit anderen Mitteln befreit worden. Wie genau, und ob die Verzögerung Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Radfahrerin gehabt haben könnte – dazu machte die Feuerwehr keine Angaben.

Die Verhältnismäßigkeit des Echos aus Politik, Intressensverbänden (Polizeigewerkschaft & Co) und Presse sehe ich an der Stelle als nicht gegeben an. Und das alles passiert auf Basis des Leids der verunglückten Person und ihrer Angehörigen.

Und nur um das abschließend klarzustellen.
Ich bin kein Fan von Last Generation oder irgendwelcher anderer radikaler Protestbewegungen. Aber ich finde es erschreckend mit welcher Vehemenz auf dünner Faktenbasis auf die Protestierenden eingedroschen wird.

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