Wie sieht die Zukunft des ÖRRs aus?

ARD sieht es nicht ein, wieso sie damit aufhören sollten, in unfairem Wettbewerb in Konkurrenz mit Verlagen zu treten. Aber GEZ-Erhöhung muss natürlich trotzdem sein.

Kontext?

Der Post drüber.

Heute (Montag) wurden Stellungnahmen zu den Reform-Vorschlägen zum ÖRR veröffentlicht. War ne Deadline oder so.

Die Vorschläge sehen u. a. vor, dass ARD, ZDF und Co mit ihren Onlineauftritten nicht in Konkurrenz zur Privatwirtschaft treten. Betrifft insbesondere Verlage, aber auch private Sender. Im Gegensatz zum ÖRR sind die nämlich gezwungen, mit ihren Onlineauftritten Geld zu verdienen, während der ÖRR seine ohne Werbung, Abos oder Paywalls betreiben kann, denn die Finanzierung kommt ja so oder so per GEZ (die mal wieder steigt).

Während das ZDF sagt, man müsse seine Inhalte von denen der Verlage differenzieren (genaues Zitat hab’ ich gerade nicht zur Hand), sieht es die ARD nicht ein.

/e: Fristende fürs Einreichen der Statements zur den Reform-Vorschlägen war Freitag.

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Wann kommt denn endlich mal eine einheitliche Mediathek?

Auch das war Teil der abgelehnten Reform-Vorschläge.

Könntest du mir die genaue Problematik erklären, bitte? Natürlich ist es unfair den privaten Unternehmen gegenüber, aber der ÖRR sollte auch so gestaltet sein, dass diese Online informieren dürfen und nicht erst, wenn im Fernsehen oder Radio darüber berichtet haben. Sonst werden bald alle Nachrichten von FAZ, Spiegel und Co nur noch hinter Paywalls versteckt sein und das sollte auch nicht das Ziel sein um an Informationen zukommen.

Andersrum wird ein Schuh daraus: Wenn die ÖRR so weiter machen, gibt es die Angebote von Spiegel, FAZ und Co gar nicht mehr (in der Form). Wenn die ÖRR ihre Inhalte kostenfrei[1] anbieten, wieso sollte der Leser dann noch auf die Websites und Apps von Spiegel, SZ, FAZ, Welt oder ntv? Bei den ÖRR gibt’s schließlich weder lästige Werbung noch Paywalls.

Grundsätzlich ist’s so, dass der Medienstaatsvertrag die Presseähnlichkeit der Angebote des ÖRR nicht zulässt. In §30, Abs. 7 Medienstaatsvertrag (Seite 35 ganz oben) heißt es

(7) Die Telemedienangebote dürfen nicht presseähnlich sein. Sie sind im Schwerpunkt mittels Bewegtbild oder Ton zu gestalten, wobei Text nicht im Vordergrund stehen darf. […]

Dazu – konkret ging es um die Tagesschau-App zu einem bestimmten Stichtag 2011(?) – gibt es auch ein rechtskräftiges Urteil des BGH von 2016. Damals hat eine Gruppe aus sieben Verlagen (u. a. jene hinter SZ, WAZ, FAZ, Springer) unterstützt vom Dachverband BDZV (Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger) Recht bekommen. Die Beschwerde dazu wurde vom BVerfG 2022 abgelehnt.
2021 hat das der BDZV vor dem OLG Brandenburg gegen rbb Recht bekommen, deren Website war presseähnlich und damit unzulässig.

Zusammenfassender Artikel (keine Paywall)

[1] „kostenfrei“ im Sinne von „ohne zusätzliche Kosten“ zum Zwangsabo.

Ist die Mediathek nicht schon einheitlich?

Glaub nur bei (manchen?) Sportevents.

Also… ich kann halt in der ARD Mediathek ZDF Inhalte sehen und andersherum. Ja, die Apps sehen noch anders aus - aber inhaltlich sind sie (weitestgehend) identisch… dachte ich?

Wie gesagt, beim Sport ist es definitiv schon so, zumindest bei Großevents.

Hab grad mal bei der ARD geguckt.
Bei " Unsere TV-Programme live" ist z.B. der ZDF-Stream dabei, aber nur mit Link zur ZDF-Mediathek.
Bei den Polit-Talks sind auch nur die ARD-Sendungen drin.

Spannendes Interview auch der BZDV-Vorsitzenden zu der Diskussion bzgl. des Online-Angebots, aber ist natürlich logisch, dass sie das Vorgehen so betrachten, geht ja auch um Geld für sie.

Noch eine interessante Darstellung von DWDL, wie die ÖRRs Spartensender einsparen und dabei kosteneffizienter arbeiten könnten.

Peter Stefan Herbst (Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung):
"Die Länder sind in der Pflicht: Sie müssen nicht nur den öffentlich-recht­lichen Rundfunk (ÖRR) reformieren, sondern auch den wahrgenommen Missbrauch der Rundfunkbeiträge stoppen sowie Medienvielfalt und Pressefreiheit in Deutschland sichern.

[…] Diese digitale Gratispresse [Website des Saarländischen Rundfunk] erschwert die Monetarisierung der Beiträge der „Saarbrücker Zeitung“ im Netz massiv."

Aus einem Gastbeitrag in der F.A.Z., online hier

Hab Freunde beim ÖRR. Denen geht alle ziemlich der Stift aktuell. Was ich auch verstehen kann. Der Großteil der Leute dort verdient relativ „normales“ Gehalt. Die Leitungspositionen sind wiederum massiv überbezahlt. Von den Intendanten usw fangen wir gar nicht erst an.
Das sind dann auch oftmals Leute (in den höheren Positionen) die schon sehr lange beim jeweiligen Sender sind und noch die alten Pensionspläne haben die seit 10+ Jahren keiner mehr bekommt.
Das ist das größte Problem und leider auch keins das man jetzt kurzfristig gelöst bekommt.
Ausbaden dürfen das jetzt wiederum die Mitarbeiter die noch nicht so lange dabei sind und nicht ansatzweise so krasse Benefits haben wie diejenigen die sich aktuell die Tasche vollmachen.

Was ist denn relativ normales Gehalt für welchen Job?

Das Durchschnittsgehalt 2024 in Deutschland beträgt 50.250 Euro brutto pro Jahr

:heavy_plus_sign: :heavy_minus_sign:

Man muss eher vom Mediangehalt ausgehen

Das Durchschnittsgehalt beträgt im Jahr 2024 deutschlandweit 50.250 Euro. Das Median-Einkommen liegt bei 43.750 Euro brutto pro Jahr.

Man kann auch einfach den Tarifvertrag bzw. die Tariftabelle von ARD oder ZDF ergoogeln

Deutschland Things

Wie viel Text dürfen öffentlich-rechtliche Sender online veröffentlichen? Die Ministerpräsidenten beraten über einen Reformentwurf, der enge Regeln vorsieht. Für tagesschau.de, sportschau.de und andere Angebote wären die Auswirkungen massiv.