Naja, für die Gesamtbewertung des zivilen Ungehorsams ist es schon relevant, ob er dem Klimaschutz mehr nützt oder schadet. Die vermeintliche Antagonisierung der gesamten Klimabewegung durch die Ungehorsamen wird da schnell mal als Argument verwendet.
Die Feststellung, dass niemand durch Kartoffelbrei an einer Glasscheibe vom Klimaschützer zum Klimaleugner wird, ist keine Floskel, sondern eine Entkräftung des stärksten Arguments gegen zivilen Ungehorsam.
Mittlerweile muss man denke ich zumindest den Beitrag der Ungehorsamen zum gesellschaftlichen Diskurs würdigen. Die selbsternannten konservativen und liberalen in Deutschland haben es sich in den letzten Jahren sehr bequem in der Position gemacht, in der Öffentlichkeit für den Klimaschutz zu werben und in der Realität nichts dafür zu tun, außer alle paar Monate vor 30 laufenden Kameras einen Baum zu pflanzen.
Wenn der zivile Ungehorsam sonst nichts gebracht hat, dann hat er wenigstens die Söders, Merzes und Buschmanns aus ihrer pseudogrünen Komfortzone gelockt und zu billigem Populismus á la „Klimakleber sind fast genau so schlimm wie bewaffnete Reichsbürger“ und „unbequeme Leute einfach mal länger ohne Urteil wegsperren“ hinreißen lassen.
Damit würde ich den zivilen ungehorsam mittlerweile sogar als Netto positiv einschätzen. Einfach weil er die zuletzt verschwommenen poltischen Fronten sortiert hat, wer nur von Klimaschutz redet und wer es auch wirklich ernst meint.