Ja die gab es, heißt ja aber nicht, dass sie da nichts verloren haben. Muss doch jeder seine eigene Erfahrungen machen.
Das stimmt, aber trotzdem ist es doch gesellschaftlich falsch das man den Eindruck vermittelt, es müssen alle zum Studium. Viele könnten sich einfach Depressionen und negative Erfahrungen sparen, in dem sie in Vorhinein glücklicher mit einer Lehre werden. Es ist ja nicht unbedingt etwas positives dann negative Erfahrungen zu machen. Dann lieber positive Erfahrungen vor der Lehre machen und ein Jahre verreisen oder so.
zwei Beispiele aus meinem Umfeld. ein Kommilitone hat sich durch, kA… sieben? Semester Ingenieursstudium gequält, um dann exmatrikuliert zu werden, weil er auch eine mündliche Nachprüfung nicht bestanden hat. Da war früh, wenn nicht von vorn herein, klar, dass dieses Studium keine gute Idee ist. Der hat ganz andere Talente und Interessen.
Ein Schulfreund hat nach der Oberstufe eine Ausbildung als Steinmetz begonnen. Später bester des IHK-Jahrgangs. Das absolut Richtige für ihn, nicht irgendwas zu studieren.
Zwei Einzelfälle aus deinem Leben sollen jetzt die Richtigkeit deiner These bestätigen? Warst du an einer Hochschule?
Die meisten Leute aus meinem Freundeskreis haben nach der Schule einen ich nenn es mal normalen Arbeiterklasse-Job angefangen, sprich meist eine Ausbildung, weil die eigentlich alle keinen großen Bock mehr hatten auf Schule oder studieren. Da war über Dachdecker, Koch bis zum KfZ-Mechatroniker alles dabei und alle haben früher oder später die Ausbildung wieder abgebrochen und haben dann nochmal Abschlüsse nachgemacht oder sind studieren gegangen.
Problem in den Jobs waren im Grunde immer die Arbeitsbedingungen, halt beschissene Arbeitszeiten, oft ein ich sag mal sehr ruppiger Umgang mit denen und natürlich auch noch eine eher bescheidene Bezahlung oben drauf. Mit Lehrjahre sind keine Herrenjahre kann man heute eigentlich nicht mehr kommen, aber das scheint bei vielen Unternehmen immer noch nicht angekommen zu sein und dann wundern sie sich, dass da keiner mehr arbeiten will…
Mittlerweile sind die meisten Leute eh auf dem Dampfer, dass die lieber eine vernünftige Work-Life-Balance haben wollen als sich irgendwie kaputt zu arbeiten, nachvollziehbarerweise. Ich hab’s ja bei meinem Vater auch gesehen, der hat richtig harte körperliche Arbeit als Maschinenschlosser gemacht und der war schon vor der Rente kaum noch körperlich in der Lage den Beruf zu machen. Der hat auch immer gesagt, mach bloß was im Büro oder so, das körperliche lohnt sich nicht und der hatte grundsätzlich sehr viel Spaß an der Arbeit als er noch jünger war, weil der das rumschrauben an großen Maschinen einfach toll fand.
Und der Dachdecker ist dann Oberarzt geworden, der Koch Notar und der KFZ-Mechatroniker?
Kenne mehr als genug Leute, die ohne einen weiteren Abschluss oder Studium Spaß an ihrem Job haben und auch gut verdienen.
Wie @overkill schon sagt, in vielen Berufen kommt es auch nicht auf den Abschluss an, sondern was du kannst. Und das muss halt auch bei den Unternehmen entsprechend entlohnt werden.
Gerade im Bereich IT ist das halt auch sehr extrem … Da hast du irgendwelche studierten Nichtskönner, die aber mehr verdienen als derjenige, der zwar nur den Realschulabschluss hat, aber viel mehr drauf hat.
Der Koch hat tatsächlich Elektrotechnik studiert. Der ist irgendwann in der Ausbildung in der Dusche zusammen gebrochen, weil er den psychischen Druck da nicht mehr ausgehalten hat und ist dann nochmal in eine Fachschule gegangen und hat danach dann studiert und der hatte wirklich Lust auf’s Kochen, macht er auch heute noch gerne.
Kommt halt grundsätzlich drauf an wie man behandelt wird, ist halt meine Erfahrung von den Leuten die ich so kenne, dass die dann doch gemerkt haben, Schule etc. ist nicht so verkehrt.
No Offense, aber das hört sich eher nach viel „Mimimi“ an, wie ich es bei unseren Azubis auch öfter mal erlebe
Zugegeben, als Koch haste wikrlich beschissene Bedingungen, an die man sich erstmal gewöhnen muss nach der Schule. Aber das liegt halt auch nicht an der Lehre, sondern das bleibt ja eig. immer so.
Bei vielen scheint mir aber eher der Gedanke Vorreiter zu sein, dass man halt auch in der Ausbildung alles Chili Vanilli wie in der Schule angehen kann und man dann einfach im Kopf noch nicht „bereit“ ist für viel weniger Freizeit, mehr körperliche Anstrengung etc.
Gerade bei uns im Einzelhandel hat man dann aber auch oft noch Leute, die den Job halt nur lernen „um was in der Hand zu haben“.
Verstehe nicht ganz warum du es so befürwortest, dass alle studieren sollen und ihre eigenen Erfahrungen machen sollen. Findest du nicht man sollte die Leute vor ihrem eigenen Unglück bewahren und durch verbesserte Arbeitsbedingungen das Leben für die Lehre attraktiver machen. Lehre bedeute ja auch nicht unbedingt handwerklicher Beruf sondern kann ja auch ein Bürojob sein und man muss sich dann nicht durch die Uni quälen.
Halte selber während meiner Lehre auch eine extrem gute Zeit im Büro, aber man musste halt auch mal länger arbeiten.
Ich kann das nicht beurteilen, weil ich nur das kenne was sie mir erzählt haben, aber wenn „das Mimimi“ ausreicht, dass es dauerhaft zu einem Fachkräfte-Mangel führt dann würde ich das nicht einfach so abtun, sondern darüber nachdenken was ich ändern könnte damit mehr Menschen Lust darauf haben in meinem Unternehmen zu bleiben. Mittlerweile gibt’s halt zahlreiche bessere Möglichkeiten für jüngere Leute, da muss man denen den Job schon schmackhaft machen können.
Wer keine Lust hat, Abends oder am Wochenende zu arbeiten, der brauch halt auch nicht Koch werden, so einfach ist das. Und wer keine körperliche Arbeit machen will, der wird halt auch kein Dachdecker. Du kannst es ja nur „schmackhaft“ machen, in dem du dann viel mehr zahlst. Das muss sich halt aber auch rechnen für eine Firma und es gibt Limits.
Wenn ich ständig Berichte über Generation Z höre, dann ist mir schon klar, dass da keiner mehr Koch werden will. Da würde aber auch ne doppelte Bezahlung nichts ändern. 35h Woche, täglich 15 Uhr Feierabend ist da das mindeste. Wenn du nur das Wort Überstunden in den Mund nimmst, sind sie weg.
Der aktuelle Arbeitsmarkt ist da halt noch gnädig (in meinen Augen). Es gibt im Bereich Büro/digital sehr viele Möglichkeiten und Jobs. Wenn das halt nicht mehr so ist, dann müssen sich gewisse Menschen halt wieder umschauen. Als ich mit 16 und später mit 18 eine Ausbildung im Bereich IT gesucht habe, waren es etwa 50 Bewerber auf eine Stelle.
Es gab genug Menschen, die einfach keinen Jobs im dem Bereich gefunden haben und dann blieb nur die Wahl zwischen was anderes machen oder nichts machen.
Das hat damit relativ wenig zu tun, die Leute wissen schon auf was sie sich einlassen, wenn sie sich so einen Job aussuchen. Dass die Arbeitszeiten nicht optimal sind oder dass es sich um körperliche Arbeit handelt das weiß man vorher und auch dass es in einer Küche stressig sein kann.
Aber wenn du dann auch noch beschissen behandelt wirst, weil Lehrjahre keine Herrenjahre sind und die Leute nicht vernünftig und mit Respekt angelernt werden dann hätte ich da auch keine Lust drauf. Es ist eher die Summe an Negativität die dazu führt, dass die Leute dann abspringen, wie gesagt aus meiner Erfahrung der Erzählungen heraus.
Warum sollen die Leute den Job dann noch machen, wenn sich die Contra-Punkte aufsummieren und beim Pro kaum was übrig bleibt?
Geld alleine regelt das nicht, da gebe ich dir recht, aber es ist ein Faktor in dieser Pro/Contra Geschichte. Man kann auch den Umgang miteinander und die Arbeitsbedingungen verbessern zum Beispiel. Ich würde auch für das zigfache an Kohle nicht in der Pflege arbeiten wollen bei den Bedingungen nur mal als Beispiel.
Aber dann ist es doch wie schon gesagt an uns, also der Gesellschaft der Lehre wieder mehr Positives abzugewinnen und an den AGs bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen sowie dieses dämliche „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ abzuschaffen.
Kumpel führt auch einen Sanitärbetrieb und der hat dann auch die Vier-Tage-Woche sowie ein Firmenauto für die Azubis eingeführt. Sowas müsste man halt auch ein einführen und den alten Mist zum Beispiel in den Küchen rauskriegen. Andere Bekannte von mir haben die Kochlehre gemacht und sind dann doch zu Kantinen gewechselt, weil das Old-School-Meister waren, welche Teller geschmissen haben.
Ich sage nicht, dass alle studieren sollen und bin ganz bei euch, dass wenn aus einem abgebrochenen Studium oder Studiumstress eine Depression auslösen das natürlich nicht zielführend ist. Ich denke aber auch, dass man manche Erfahrungen nicht vermitteln kann sondern diese selbst machen muss. Woher soll man denn wissen ob es einem Glück oder Unglück bringt, bezogen auf ein Studium, wenn man es nicht ausprobiert. Kann nur sagen, dass mein Leben viel mehr Brüche als Kontinuitäten hat.
Echt unverschämt.
Besonders, dass man keine Überstunden machen will geht in meinen Augen GAR NICHT.
Gehört halt in gewissen Berufen dazu, deal with it.
Oder die Unternehmen müssen deal with it, wenn keiner mehr für sie arbeiten will.
Passend zu der Diskussion hier noch eine Reportage vom Y-Kollektiv von vor 20 Minuten oder so. Habe sie noch nicht gesehen, aber fand es durchaus sinnvoll es hier zu posten.
Jo, möglich. Dann müssen die Unternehmen halt auch deal with it, wenn keiner mehr Support für ihre Systeme macht, wenn es nach 17 Uhr ist. Läuft bestimmt gut.
Was sind das für dumme Argumente? Es gibt nun einmal Jobs, wo du auch mal außerhalb deiner Arbeitszeiten arbeiten musst.
Kannst gerne der Firma, die 6/7 Tage die Woche arbeitet, am Freitag um 17:00 Uhr sagen, dass jetzt Feierabend ist und man sich erst um die abgestürzte Serverlandschaft am Montag um 8 Uhr kümmert.
Es ist gar kein Argument, sondern eine Replik auf deine Antwort. Wollte nur zeigen, dass man den Spieß auch rumdrehen kann. Warum du jetzt beileidgend wirst entzieht sich meiner Erkenntnis.