Ich weiß garnicht, warum ihr hier alle so aggressiv posted? Seht das Bargeld doch einfach als Sicherheitsnetz? Ich sag ja nicht, dass man digitale Angebote nicht ausbauen sollte und überall verfügbar machen sollte. Ich halte nur nichts von der Abschaffung von Bargeld.
@Trollface1337
„Nenn mir mal eine Krise der letzten 50 Jahre in welcher Bargeld die Menschen in Deutschland vor dem Untergang gerettet hat?“
Mit einem Argumentum ad ignorantiam zu kommen ist rhethorisch ziemlich billig. Du schnallst dich ja hoffentlich auch im Auto an, obwohl du vielleicht in letzter Zeit kein Unfall hattest, oder? Ein Sicherheitsnetz in Form von Bargeld schadet nicht.
Außerdem gibt es dazu positive Beispiele, sogar in Deutschland. Wenn auch in kleinerem Ausmaß. Schneechaos im Münsterland Anfang der 2000er wäre ein Beispiel. Mag „nur“ fünf Tage gedauert haben und „nur“ 250.000 Menschen betroffen haben, aber das zeigt, dass Krisen nicht nur Theorie sind. Ob das jetzt das entscheidende Argument ist um Bargeld zu erhalten, kann man in Frage stellen.
„Man kann ohne Probleme auch obdachlose oder sozialschwache damit einbinden. Aber hey… Vllt wollen die Leute das ja nur nicht, weil man ja dann wissen würde was da so mit dem Geld passiert.“
Ah logisch! Klappt ja auch aktuell so gut, oder? Mal ganz abgesehen von der ekligen Unterstellung, dass alle Obdachlosen das Geld laut dir scheinbar nur für Mist, ich gehe mal davon aus du meinst Drogen, ausgeben, zeigt der Kommentar, wie verbreitet diese Denkweise leider ist. Obdachlose haben oft keinen Ausweis, keine Adresse, keine digitale Infrastruktur. Sie werden aktuell schon aktiv ausgeschlossen, nicht eingebunden. Du hast jetzt schon massive Probleme Obdachlose wieder zu integrieren. Ohne Wohnadresse keinen Job, ohne Job keine Wohnung. Bürgergeld setzt ebenfalls eine Adresse und ein Bankkonto voraus. Ist jetzt keine Seltenheit. Das wird mit Sicherheit nicht besser, wenn das Bargeld auch noch weg wäre.
Wenn die Lösung so einfach wäre, gäbe es sie längst. Fakt ist, dass Bargeld derzeit die einzige niedrigschwellige Möglichkeit ist, wie viele Menschen überhaupt an Konsum teilnehmen können, ohne App, ohne Konto und ohne andere Voraussetzungen.
Gäbe es die Möglichkeit, dass es für dieses Problem eine Lösung gibt? Sicher. Glaube ich, dass sie umgesetzt wird in Anbetracht der letzten Jahrzehnte? Ne.
@dotic
„Welche Krisenfälle sind damit gemeint?“
Der Verweis auf die Reichsmark ist unnötig. Der Erhalt des Bargelds war lange eine bürgerliberale Position. Nur weil sie seit neustem von der Neurechten gekapert wurde, ändert das nichts an deren Ursprung. Daher find ich es schwach, dass man Befürworter des Bargelds wegen dieser neumodischen Entwicklung eine Neigung zu Reichsbürgern, passiv, unterstellt.
Zur Frage: So ziemlich alle, welche das Stromnetz betreffen. Egal ob Naturkatastrophen, Krieg, Sonnenstürme, Infrastrukturterrorismus etc. Bargeld könnte in solchen Szenarien die letzte praktikable Option sein.
„Sicher? Wenn ich 100,00 € abhebe und diese dann in drei Läden einsetze und den Bon nicht mitnehme, dann weiß ich irgendwann auch nicht mehr, wo ich einkaufen war. Das Einzige, was du damit tatsächlich trackst, ist, dass du 100,00 € abgehoben hast, aber ist das Sinn der Sache? Ich möchte doch eher wissen, dass ich 100,00 € in dem, in dem und in dem Laden ausgegeben habe, um so „unnötige“ Ausgaben zu tracken.“
Es geht hier nicht um exakte Buchführung und dass du die 8€ für den Döner zuordnen kannst, sondern überhaupt zu merken, wie schnell Geld verschwindet. Wenn ich an meine Teenagerzeit zurückdenke, war es für mich ein klares Zeichen, dass ich jetzt eben keine Kohle mehr ausgeben sollte, wenn ich nur noch einen 5er im Geldbeutel hatte. Das ist Bargeld psychologisch einfach effektiver. Vor 1-2 Jahren gab es erst einen Tiktok Trend, bei dem Jugendliche mit ihren Klarna-Schulden geflexxed haben. Oder falls du ein Beispiel aus unserer Generation haben willst: JAMBA-Abos. Bargeldloses Zahlen verringert die Hemmschwelle zum Konsum. Zahlreiche Studien zeigen dir, dass Menschen bei der Verwendung von Bargeld signifikant weniger ausgeben, weil es als emotional „schmerzhafter“ wahrgenommen wird.
„In one great study, Carey Morewedge and his colleagues checked the receipts of people as they left a nice grocery store. Customers who paid with cash spent significantly less money ($6.65) than customers who paid with credit ($11.45) or even a debit card ($11.08).“ Off DeWall: The Pain of Paying | University of Kentucky College of Arts & Sciences
„Das Geld sollte man sowieso nicht auf dem Girokonto parken.“
Das unterstellt, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, ihr Geld anzulegen. Du gehst davon aus, dass das der Großteil der Menschen weiß. Die finanzielle Bildung in DE sagt aber was anderes. Es ignoriert auch, dass Banken die Bedingungen jederzeit ändern können. Niemand weiß, was in der nächsten Finanzkrise oder Leitzinsrunde passiert. Bargeld ist ein einfacher Schutzmechanismus gegen kurzfristige Enteignung durch Negativzinsen.
„Dafür hast du andere Probleme: Falschgeld? Dann war’s das schon mal gleich mit der Liquidität. Diebstahl/Raubüberfall? Dann hast du noch weniger Liquidität und musst dich auch noch zusätzlich um versicherungstechnische Sachen kümmern und wenn die Kasse dann noch zusätzlich schlampig geführt wurde, bekommst du ggf. nicht mal alles zurück.“
Hast du Recht. Ich könnte jetzt aber auch sagen: „Bargeld kannst du verlieren, es kann dir geklaut werden usw., aber ein Konto aber auch gehackt oder eingefroren werden, du kannst Phishing zum Opfer fallen etc. "
„Ob jemand voll auf Bargeld abfahrt, ist mir vollkommen egal. Ich finde Bargeld einfach unnötig. Beim Bezahlen ständig nachschauen, ob ich das Geld habe, dann bekomme ich das Wechselgeld, dann muss ich da auch nachschauen, ob das Wechselgeld stimmt oder nicht. Mit Karte hälst du die Karte hin und bist weg.“
Ja, es ist defnitiv einfacher. Bestreite ich nicht. Ich zahle eigentlich auch alles mit der Karte. Dein Argument basiert aber auf Bequemlichkeit und nicht auf Funktionalität, Sicherheit oder Gerechtigkeit. Das ist wie zu sagen: „Jo, ich find Datenschutz umständlich. Ich will lieber alles per Gesichtsscann machen, geht schneller.“
Ich hab kein Problem mit digitalem Bezahlen. Aber ich hab ein Problem damit, Alternativen abzuschaffen, bevor wir alle Menschen, besonders sozial Schwache und Bildungsferne, überhaupt mitnehmen.