Ein wichtiger Brief von Salo Muller an die DB und Wissing. Hoffe die DB reagiert auch entsprechend drauf.
WeiĂ ich nichtâŠ
Was erwartest du davon? Warum sollte DB jetzt eine andere Position als vor 4 Jahren haben?
Naja, wenn man diesen Punkt beachtet, dann wÀre es durchaus Zeit die Position zu Àndern(Sieht man, wenn man mal auf den Artikel klickt):
Die HolocaustgedenkstĂ€tte Yad Vashem hatte im Juli ein neues Erinnerungszentrum eröffnet. Zu den UnterstĂŒtzern gehörten auch mehrere deutsche Unternehmen, darunter die Bahn. »Wir sind uns auch der historischen Dimension unserer Unternehmensgeschichte bewusst«, verkĂŒndete die PR-Abteilung des Unternehmens damals.
Daraus kann man dann schon schlieĂen, dass sie wohl ihre Sicht geĂ€ndert haben. Ansonsten hĂ€tten sie sich die UnterstĂŒtzung auch schenken können.
Findest du nicht, dass es ein Unterschied ist zu sagen:
âJa, gute Sache so ein Mahnmal - und wir wissen, woraus wir entstanden sindâ und âJa, ich denke, wir sind immer noch in der Pflicht Reparationen zu zahlenâ
Also ich finde dieses Reparationsthema 80 Jahre spĂ€ter sehr mĂŒĂig.
Er möchte öffentlichen Druck aufbauen. Meinungen können sich Ă€ndern. Ich finde Begriffe wie âgerechte EntschĂ€digungâ oder âLösungâ in so einem Zusammenhang immer etwas befremdlich, aber die Reichsbahn hat massiv an der Vernichtung der Juden verdient und ich finde auch, dass es dort irgendwie eine symbolische RĂŒckzahlung geben sollte. Wichtiger finde ich jedoch, dass die Bahn an Erinnerung und Aufarbeitung mitarbeitet und das tut sie ja augenscheinlich schon. Schwierig.
Ja, aber die Bahn war auch ein staatliches Unternehmen zu der Zeit - und der Staat wurde hinsichtlich Reparationen auch in die Pflicht genommen.
Ich finde den Claim iwie seltsam
Nennen das dann Geschichtsverdrossenheit und finde das bei dem Thema dann sehr bedenklich. Dann können sie sich das mit dem Mahnmal auch sparen. Das ist dann wie beim Sportwashing von den Saudis.
Entweder man ist ehrlich und gibt zu, dass es nicht gut war, was man damals gemacht hat und zahlt entsprechend auch Reparationen oder man gibt zu, dass es einen nur semi-interessiert und hĂ€lt sich generell bei der Thematik zurĂŒck.
Reparationen in dem Fall sollten keines Fall mĂŒĂig sein. Das ist dann eher bei Themen wie bei den Reparationsforderungen der TĂŒrken oder Polen, die vollkommen drĂŒber und sinnfrei gegenĂŒber dem Staat sind.
Hast du diesen Teil mit âStaatskonzernâ & Staat hat Reparationen ĂŒberlesen oder ignorierst du es, weil es nicht in den Kram passt?
Ich frage mich, weshalb da nun die Bahn rausgepickt wurde ⊠als vllt unpassendstes Unternehmen? Wieviel Reparationszahlungen haben andere geleistet?
Nö, aber das ist mMn nicht relevant. Der Staat hat ja nicht an die Leute eindeutig als Entschuldigung Zahlungen vorgenommen und nur weil die Bahn damals dem Staat gehört hat, entbindet es die Bahn nicht von der Schuld oder davon Zahlungen vorzunehmen.
@overkill Steht mMn klar im Artikel, die haben die Struktur gestellt und den Transport professionell vorangetrieben bzw. sich das auch gut entlohnen lassen. Deswegen ist es fĂŒr mich logisch, dass sich der Herr jetzt die Bahn rausgepickt hat.
Eigentlich doch. Es gibt eine Stiftung (Stiftung âErinnerung, Verantwortung und Zukunftâ), deren Ziel es zunĂ€chst war, " fĂŒr Zwangsarbeiter und andere GeschĂ€digte der Zeit des Nationalsozialismus eine zumindest symbolische EntschĂ€digung in Form einer einmaligen Geldzahlung bereitzustellen."
Der Bund hat sich daran mit 5 Mrd DM beteiligt. Die anderen 5 Mrd DM kamen von 12 Unternehmen (Allianz, Bayer, BASF, Hoechst, Degussa-HĂŒls, BMW, DaimlerChrysler, VW, Dresdner und Deutsche Bank sowie Thyssen Krupp und Siemens).
DarĂŒber hinaus gab es AktivitĂ€ten wie die UnterstĂŒtzung von Yad Vashem.
Jetzt kann man natĂŒrlich darĂŒber diskutieren, ob das genug ist. Dann stelle ich die philosophische Frage: Was und wann ist jemals genug bei so abscheulichen Taten? Und die Antwort ist dann einerseits rechtlich, andererseits vllt auch moralisch anders zu beantworten.
Rechtlich gesehen gibt es diese Stiftung, deren Aufgabe es war, EntschÀdigungen zu bezahlen.
/e: Es gibt auch in anderen LĂ€ndern Ă€hnliche Stiftungen. Weil ich gerade davon gelesen habe: In Polen gibts die Stiftung âPolnisch-Deutsche Aussöhnungâ. Ăhnlicher Zweck.
Vielen Dank fĂŒr deine Meinung - aber was ist das Argument, dass es das nicht entbindet?
Ovi hats ja jetzt mal detailliert ausgefĂŒhrt, was meine Sicht unterfĂŒttert.
Es geht ja um die EntschÀdigung direkt Betroffener bzw derer Familien, so wie ich es verstanden habe. Diese scheint ja bisher nicht erfolgt zu sein.
Exakt darum geht es, ja. Und genau dafĂŒr gab / gibt es die Stiftung. Und ein EntschĂ€digungsgesetz. Der Bund als Bahn-EigentĂŒmer tut dahingehend einiges. Seit Jahren/Jahrzehnten.
Ich kann verstehen, dass es dem ein oder anderen zu wenig erscheint - ich bin mir fast sicher, dass man so Taten nie ganz vergessen machen kann ⊠und vllt ist das auch gut so. Ich glaube aber, dass es rechtlich irgendwann einen Schnitt geben muss.
Es ist auch nicht so, dass die Bahn oder der Bund das unter den Teppich kehren.
Ohne Taten relativieren oder vergleichen zu wollen, sind wir ja auch sogar fast schon vorbildlich, was das Aufarbeiten angeht. Russland, China, TĂŒrkei wirste ja sogar noch verfolgt, wenn du deren Genozide als solche bezeichnest.
Das Problem, das in dem Brief aufgeworfen wird ist, glaube ich, dass die EntschÀdigungen bisher nicht alle Opfer und deren Angehörige erreicht haben.
Was als Geste des Engagements erscheinen mag, wirkt auf uns Betroffene wie ein Schlag in die Magengrube, da die konkreten Opfer bis heute nicht angemessen entschĂ€digt wurden. Vielmehr sollte die Deutsche Bahn auf die BedĂŒrfnisse der Hinterbliebenen und Ăberlebenden eingehen und mit uns ĂŒber eine Lösung sprechen.
Vielleicht sollte die Stiftung diesen Brief einfach mal zum Anlass fĂŒr GesprĂ€che nehmen.
Es sei denn, man denkt diese Stiftung ist unfehlbar.
Meiner persönlichen Meinung nach wĂ€re das Geld ĂŒbrigens besser in Gedenkprojekte etc. angelegt, aber ich bin jetzt auch kein Betroffener und maĂe mir da kein Urteil an.
Die Frage ist doch, was angemessen ist. NatĂŒrlich ist das nur âsymbolischâ, da der Verlust eines (oder mehrerer) Menschen wohl kaum beziffert werden kann. Problematisch ist sicherlich auch, dass man sich (glaube ich?) selbst um die EntschĂ€digung ĂŒber Stiftung und Gesetz kĂŒmmern muss. Ich glaube aber, dass das logistisch nicht anders funktioniert.
Schwierig ist fĂŒr mich (und andere) hier, sich konkret die Bahn rauszupicken, weil a) der Machtapparat durch mehrere Firmen unterstĂŒtzt wurde und b) der Bund als Bahneigner eben schon vieles getan hat - von Einmalzahlungen ĂŒber GedenkstĂ€tten bis hin zu Hinterbliebenenrenten. ZusĂ€tzlich gibtâs Stiftungen, die EntschĂ€digungen und AufklĂ€rungsarbeit leisten.
Es steckt da halt verstÀndlicherweise auch viel EmotionalitÀt drin. Und sicherlich kann man da Dinge NOCH besser machen. Das ist allerdings kein Bahn-Ding. Jedenfalls nach meinem Empfinden.
Wir gehen da schon ganz gut voran, aber wenn ich da an unsere Kolonialgeschichte und vor allem an den Völkermord an Herero und die Namas denke, dann könnte einiges besser laufen. Immerhin gab es das Abkommen und die Raubkunst kommt langsam zurĂŒck, aber das auch erst seit Anfang der 20er, was fĂŒr mich deutlich zu spĂ€t ist.
@overkill GrundsĂ€tzlich hast du mit den Zahlungen natĂŒrlich recht, aber ich sehe das immer aus einer irrationalen und emotionalen Perspektive. Von daher sollte den Leuten mMn immer noch mehr erstattet werden, weil das Leid einfach unglaublich war und es deswegen nie genug sein wird.
Ja gut⊠das ist aber halt unrealistisch, weil unkalkulierbar.
Immerhin siehst du es ein.
Stichwort irrational