Bin seit einem Jahr ca. tatsächlich auch eher ein Hardliner, was den Umgang mit Russland und Ukraine angeht. Liegt auch daran, dass ich beruflich viele Einblicke in den Konflikt und die Not der Ukrainer habe. Irgendwas muss der Westen mal unternehmen. So kann es nicht weitergehen.
Die westlichen Staaten scheinen weiterhin wie gelähmt zu sein, was Provokationen und Erstarken rechter oder totalitärer Kräfte angeht. Demokratische Systeme, Werte und Überzeugungen kommen hier an ihre Grenzen. Bisher hat man keinen Weg gefunden adäquat zu reagieren, sondern man schwimmt orientierungslos im Strom und sucht einen Ausweg. Die bisherigen Maßnahmen und Reaktionen reichen jedenfalls nicht.
Hinsichtlich russischer Provokationen versagt die NATO meiner Meinung nach seit Jahren komplett. Europäische Grenzen und Territorien werden von Russland seit Jahren zu Land, Wasser und Luft fast monatlich bewusst verletzt. Ob es Flugzeuge, Schiffe, Faketanker, Internetkabel, Drohnen oder Spione sind. Jetzt 19 komplett bestückte Drohnen mit unbekanntem Ziel.
Appeasment und Pazifismus in aller Ehren, aber aktuell ist das fürn Arsch und führt nirgendwo hin. Das reine Festhalten an Idealen lähmt alle westlichen Staaten zu Tode. Innen- wie außenpolitisch
Also von den Vertragsdetails des Bündnisfalls, der fehlenden Unterstützung der USA und keinem konkreten Bündnisfall mal abgesehen: Ein stärkerer Eingriff der Nato würde meiner Meinung nach diesen Krieg beenden. Natürlich möchte das kein Politiker verantworten, absolut verständlich. Aber irgendwas muss passieren.
Bevor rechte Strömungen in Europa weiter erstarken, weil die Belastungen der Haushalte durch die Kosten des Krieges weiter steigen (Materialbereitstellung, Humanitäre Hilfe und Aufnahme Flüchtlinge), die EU zersplittert und einer Diktatur als Staatsform kein Einhalt geboten wird, wäre ein Eingriff der NATO doch eine valide Option. Das kann man doch wenigstens mal diskutieren (Problem ist natürlich Trump). Lange kann die EU das zumindest nicht mehr supporten, schaut euch die Haushaltslagen und politischen Situationen in den zentralen Mitgliedsstaaten an.
Die russische Armee kriegt defacto gegen eine kleinere und tendenziell schlechter ausgerüstete Armee seit Tag 1 wenig geschissen. Insbesondere gemessen an dem, was „Experten aller Art“ immer prognostiziert haben. Klar erhält die Ukraine mittlerweile Unterstützung an Material, Aufklärung und Ausbildung, aber trotzdem ist die russische Armee desolat. Die Gebietseroberungen kommen erst in diesem Jahr durch den Rückzug der USA vorwärts, mit hohen Verlusten.
Mit Langstreckenwaffen, massiver Drohnenlieferungen oder einem Einsatz der Nato-Luftwaffe auf ukrainischen Territorium/Grenzregion wäre dieser Krieg sofort vorbei. Dafür braucht man nicht mal Bodentruppen. Russland kann absolut gar nix gegen die NATO machen. Ein Eingriff würde das besetzte Territorium doch in kürzester Zeit befreien.
Wir hatten diese Diskussionen schon x mal hier. Das große Schreckensgespenst Atomwaffen als Gegenargument ist viel zu unrealistisch. Der Einsatz würde Russland ebenfalls schaden und muss erst mal innenpolitisch mitgetragen werden. Mal abgesehen davon, dass es große Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Arsenals gibt. Zudem ist das ja ebenfalls ein Druckmittel des Westens, auch hier gibt es Atomwaffen zur Abschreckung. Tendenziell in einem besseren Zustand.
Natürlich würde ein aktiver Eingriff Putin in seine Rhetorik und Propaganda spielen, aber das sollte uns herzlichst egal sein. Russland ist auch alles egal. Komplett alles. Von Massakern bis hin zu „Genozid“ bzw Zerstörung ukrainischer Kultur und Gesellschaft. Wir reden ja nicht von der Eroberung russischer Staatsfläche (auch wenn Russland das anders sieht). Ein Eintritt der Nato würde Putin zudem außen- und innenpolitisch unter Druck setzen.
Nordkorea und Weißrussland erwarten dann eine harte Hand oder ziehen sich zurück aus Angst davor, dass ihre Diktaturen ebenfalls innenpolitisch unter Druck geraten. Und China ist doch opportunistisch as fuck. Die werden nicht weinen, wenn Russland noch weiter geschwächt wird und in Abhängigkeit gerät. Man nimmt doch jetzt nach aktuellen Erkenntnissen schon Wucherpreise für Elektronik und Werksmaschinerie.
Innenpolitisch müsste Putin eine weitere Großmobilisierung initieren. Die Kriegswirtschaft würde absehbar kollabieren und eine Währungskrise steht eh vor der Tür. Beides hängt jetzt schon am seidenen Faden. Viel mehr kann er da ohne Zusammenbruch von Gesellschaft/Wirtschaft/Staat doch kaum noch rausquetschen. Dann wären die Eliten dran und auf deren Rückhalt ist er angewiesen. Ob diese dann noch den Krieg stützen, wenn sie selber bluten müssen, ist fraglich. Kapitulation wäre für Putin ebenfalls das politische Aus, dann hinterfragt ihn die Gesellschaft. Deswegen setzt er ja alles darauf, dass jetzt eine Entscheidung herbeigeführt wird. Mit Russland als Sieger. Dass man die Kriegsziele nicht erreicht hat ist mittlerweile ja schon egal. Hauptsache Sieger und Gebiete, damit er überlebt.