Herzlich willkommen zur 
RJ Premium Zweitligavorschau. Der Einfachheit halber gehe ich die Vereine der Vorjahrestabelle rückwärts durch, angefangen mit dem unteren Tabellendrittel, also den drei Aufsteigern sowie den Nichtabsteigern Braunschweig, Magdeburg und Lautern.
Meine Grundlage sind vor allem eigene Eindrücke. Durch HSV+Holstein habe ich die meisten Teams wenigstens 3-4x pro Saison gesehen. Weitere Quellen sind der Scouting Report 2. Bundesliga Podcast, der Zweitligacheck von KickOff, die Saisonvorschau von RondoTV und die Transfermarkt Vereinsforen.
SSV Jahn Regensburg
Ausgangslage: Im letzten Sommer gab es nach dem Abstieg eine radikale Verjüngung des Kaders und trotzdem hat man als einziger Absteiger den direkten Wiederaufstieg geschafft. Souverän war das aber nicht. Als Herbstmeister ist man in der Rückrunde komplett eingebrochen und hat sich nur deshalb in die Relegation gerettet, weil Dresden genau so eingebrochen ist. Trotz des bedenklichen Abwärtstrends hat Sportdirektor Beierlorzer an Trainer Joe Enochs festgehalten, der nun den Jahn auch in die zweite Liga führt.
Stärken: Als direkter Wiederaufsteiger hat Regensburg mehrere Zweitligasaisons in Fünfjahreswertung und ein zweitligataugliches Stadion, kann also etwas Geld in die Hand nehmen und sich mit Kühlwetter, Pröger und Ernst geballte Zweitligaerfahrung dazuholen. Ein Luxus, der sie unmittelbar von den “normalen” Aufsteigern abhebt, die sich mit Transfers aus den Regionalligen behelfen müssen. Mit Breunig kommt ein großes IV-Talent aus Nürnberg dazu. Dem sehr jungen Aufstiegsteam sollten diese Ergänzungen gut tun. Das offensive Prunkstück ist in Enochs 4-2-3-1 die Flügelzange aus Kother links (letzte Saison 10 Tore + 11 Assists) und wahlweise Neuzugang Pröger oder der Kölner Leihspieler Ouro-Tagba rechts. Die Diagonalbälle aus der IV auf die Flügel werden für jeden Zweitligisten eklig zu verteidigen.
Baustellen: Der Knackpunkt wird sein, ob man nach den zu erwartenden Diagonalbällen irgendeine Art von Gegenpressing auf Zweitliganiveau etablieren kann, damit man den verlorenen Bällen nicht sofort im Rückwärtsgang hinterherläuft. Schlüsselspieler dafür sollte Neuzugang Ernst werden, der sich nun mehr auf das Spiel gegen den Ball konzentrieren kann, als bei Hannover. Außerdem müssen ein paar Talente nach der schwachen Drittligarückrunde ihre Hinrundenform wiederfinden und den Sprung auf Zweitliganiveau schaffen.
Star der Mannschaft: Sebastian Ernst
Player to watch: Felix Gebhardt, nach Urbig der nächste junge Torwart, der beim Jahn durchstartet
Auftakt: 
(A), 
(H), 
(Pokal, H)
Prognose: 17. (Ø14,9) –
10. @STHLM –
18. @Kamui
Meine Prognose: Regensburg hat sich gut verstärkt und wird den Klassenerhalt knapp packen. Platz 14.
SC Preußen Münster
Ausgangslage: Nach 33 Jahren Unterklassigkeit hat man die Rückkehr in die zweite Liga geschafft und das auch noch als Durchmarsch aus der Regionalliga. Das Trainer Hildmann genau wie Enochs in Regensburg an seiner Viererkette festzuhalten scheint, ist eine nette Abwechslung zu den ganzen 5-4-1 Low Blocks in der zweiten Liga.
Stärken: Mit Mees, Amyenido und Kirkeskov konnte auch Münster sich etwas Zweitligaerfahrung in den Kader holen, allerdings eher ein Regal unter den Neuzugängen von Regensburg.
Baustellen: Die individuelle Klasse im Abwehrzentrum dürfte kaum zweitligatauglich sein. 49 Gegentore war mit Abstand der schwächste Wert aller Aufstiegskonkurrenten und signifikante Neuzugänge gab es keine. Wenn es da in den ersten Spielen direkt ein paar zu viele billige Gegentore gibt, könnte die Saison relativ schnell komplett in die falsche Richtung laufen. Einen zusätzlichen IV mit Zweitligaerfahrung sollte man möglichst noch holen, um etwas mehr Stabilität zu bekommen und den Rest des Teams zu entlasten.
Star der Mannschaft: Das Retro Heimtrikot
Player to watch: Jorrit Hendrix, der nach einem glücklosen Düsseldorfjahr für eine Saison nach Australien gegangen ist, nun zurück nach Europa kommt und mit etlichen CL-Einsätzen und sogar einem Länderspiel für Holland zum ganz klaren Führungsspieler werden sollte
Auftakt: 
(A), (H), 
(Pokal, H)
SSV Ulm 1846
Ausgangslage: Das konstanteste Team der abgelaufenen Saison hat als einziger Drittligist sowohl in der Hin- als auch Rückrunde über 30 Punkte geholt, ist dementsprechend vollkommen zurecht als Meister aufgestiegen und hat genau wie Münster den Durchmarsch aus der Regionalliga geschafft. Vater des Erfolgs ist Thomas Wörle, der zuvor die Bayern Frauen in die nationale Spitze geführt hat und nun seinen Erfolg nun im Männerfußball wiederholt hat.
Stärken: Man kann vollkommen befreit aufspielen. Nach dieser Sensationssaison erwartet niemand irgendwas. Außerdem hat man relativ wenig Transferbewegungen und einen eingespielten Kaderkern. Mit Maruice Krattenmacher (18 Jahre 
), Laurin Ullrich (19 Jahre ) und Aaron Keller (20 Jahre, Unterhaching) konnte man sich drei spannende Leihspieler für die Offensive sichern. Der Plan muss sein, in der Defensive mit den eingespielten Spielern eine gewisse Stabilität zu gewährleisten, um den Talenten in der Offensive Freiraum zu schaffen, ihre Qualitäten zu entfalten.
Baustellen: Mit Scienza hat man den MVP der Drittligasaison (27 Scorer) per Austiegsklausel an Heidenheim verloren. Da man erstmal das Stadion zweitligatauglich machen muss, kann das Geld nicht reinvestiert werden. Dementsprechend bleibt ihnen nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die jungen Leihspieler diese Lücke irgendwie füllen und sich möglichst schnell an die Wettkampfhärte in der zweiten Liga gewöhnen. Wenn man die Klasse hält, kann man nächste Saison vielleicht etwas mehr Geld in den Kader investieren.
Star der Mannschaft: Thomas Wörle
Player to watch: Maurice Krattenmacher
Auftakt: 
(H), (A), (Pokal, H)
Eintracht Braunschweig
Ausgangslage: Zur Hinrunde abgeschlagen, schaffte Neutrainer Scherning in der Rückrunde das Wunder Klassenerhalt mit einem wahnsinnigen Punkteschnitt von 1,5, womit man auf eine ganze Saison gerechnet fast um den Aufstieg mitspielen würde.
Stärken: Elementar für Schernings Erfolg war, nicht mehr darauf zu warten, dass Ujah fit wird, sondern sein volles Vertrauen Philippe zu schenken. Der bedankt sich mit 13 Scorern, die Braunschweig für den Klassenerhalt reichen.
Baustellen: Braunschweigs Transferphasen wirken wie gewürfelt. Da kommen jedes Jahr ablösefreie- und Leihspieler aus einem dutzend unterschiedlichen Ländern ohne erkennbaren Zielmarkt oder Anforderungsprofil und am Ende wundert man sich, warum nichts funktioniert. Im Umfeld fragt man schon mal leise nach, warum man im Gegensatz zu den beiden Mitaufsteigern von vor zwei Jahren, Magdeburg und Lautern, keinen einzigen Cent auf dem Transfermarkt ausgeben kann, sondern immer nur Opportunitätstransfers tätigt. Wo ist bspw das Geld aus einem Pheraiverkauf? Mit Bell Bell, Conteh und Krüger hat man sich erneut oberste Drittligaqualität ablösefrei dazu geholt. Für einen Zweitligisten im dritten Jahr ist das aber relativ mau. Ob Grill im Tor Hoffmann ersetzen kann, wage ich eher zu bezweifeln.
Star der Mannschaft: Rayan Philippe
Player to watch: Sven Köhler, der bei Osnabrück zu den stärksten Drittligaspielern gehörte und nun nach einer erfolglosen Saison in Dänemark sein Glück wieder in Deutschland versucht
Auftakt: 
(A), 
(H), 
(Pokal, H)
1. FC Magdeburg
Ausgangslage: Titz versucht weiterhin, mit einem der schwächsten Kader der Liga einen klar definierten Ballbesitzfußball mit Torwart Reimann zwischen den IVs zu spielen und hat damit respektablen Erfolg. In der abgelaufenen Saison hatte man sage und schreibe 61% Ballbesitz, 4% mehr als das nächste Team. Die Alarmglocken müssen aber schrillen. In der Rückrunde haben die Gegner Titz Ballbesitzfetisch immer mehr in ungefährlichen Zonen gewähren lassen und bei Aufbaufehlern eiskalt zugeschlagen, wie bspw. Beim desaströsen 0:7 gegen den KSC.
Stärken: Mit Luca Schuler hat man einen reinen Gegenpressingspieler im Sturmzentrum und den vielleicht größten Chancentod der Liga abgegeben. Dafür hat man mit 800k für Kaars (21 Tore in Hollands zweiter Liga) und 350k für Marusic (17 Tore in Mazedonien) zwei Rekordtransfers der Vereinsgeschichte getätigt, um diese Position neu aufzustellen. Wenn einer davon in der zweiten Liga funktioniert, hat Magdeburg endlich einen weiteren offensiven Zielspieler neben Baris Atik, den die Gegner letzte Saison auch deshalb immer besser in den Griff bekommen haben, weil von der restlichen Offensive kaum Gefahr ausging. Wenn beide funktionieren, hätte man mit Doppelspitze und Atik auf der Zehn eine coole zusätzliche taktische Option.
Baustellen: Ich glaube mittlerweile nicht mehr daran, dass Titz bedingungsloser Ballbesitzfußball mit so einem Kader funktionieren kann. Er muss jetzt zeigen, dass er auch pragmatische Lösungen anbieten kann. Mit Elfadli und Conde hat er sowieso zwei der wichtigsten Aufbauspieler für sein System verloren. Wenn es wieder auf Defensivslapstick hinaus läuft, wird man nach der schwachen Rückrunde nicht ewig an Titz festhalten. Sein Kredit durch den Aufstieg scheint langsam aufgebraucht.
Star der Mannschaft: Baris Atik
Player to watch: Martijn Kaars
Auftakt:
(H), (A), Kickers Offenbach (Pokal, A)
1. FC Kaiserslautern
Ausgangslage: Nach einem wilden Ritt mit Pokalfinale und zwei Trainerwechseln von Schuster zu Grammozis musste Friedhelm Funkel die Saison über die Ziellinie retten. Jetzt gibt es den Anfang-Neuanfang. Auch wenn Anfang zuletzt in Dresden gescheitert ist und eine katastrophale Rückrunde gespielt hat, darf man nicht vergessen, dass er überhaupt erst aufgrund seiner unrühmlichen Impfgeschichte in der dritten Liga gelandet ist. Von der taktischen Kompetenz gehört er zweifelsfrei in die zweite Liga und hat dort insbesondere bei Kiel und Darmstadt sehr gute Arbeit geleistet. Seine größte Schwäche liegt nicht im Fußballerischen, sondern das bei ihm nie der Funke zu Team und Fans überspringt. Es ist sicher kein Zufall, dass er seine beiden erfolgreichsten Stationen beim erstbesten Angebot für den nächsten Karriereschritt verlassen hat. Wenn der Trainer es nicht schafft, die Identifikation mit dem Verein vorzuleben, darf man sich nicht wundern, wenn auch nicht jeder Spieler sein Herz auf dem Platz lässt.
Stärken: Lautern hat einen sehr ausgewogenen Kader ohne großartige Schwächen, der durch die Pokaleinnahmen nochmal verstärkt werden konnte. Mit Ache hat man den vielleicht komplettesten Stürmer der Liga, der mit weniger Verletzungsanfälligkeit wahrscheinlich schon lange woanders spielen würde. Mit Mause von Ingolstadt hat man jetzt auch einen etatmäßigen Achebackup, der 18 Drittligatreffer als Bewerbungsmappe vorlegt.
Baustellen: Im Pokalrun hat man gesehen, dass der Kader viel mehr zu bieten hat, als lange Bälle auf Tachie und Opoku zu prügeln. So Fußball zu spielen war fast schon kriminell, wenn man zwei so starke Spielmacher wie Ritter und Klement im Kader hat. Was die Spielkultur angeht, fängt man nach drei Trainern in der abgelaufenen Saison quasi von Null an. Das braucht Zeit. Man muss nun bereit sein, auch Rückschläge wegzustecken und nicht nach dem kleinsten Misserfolg wieder alles über den Haufen zu werfen.
Star der Mannschaft: Ragnar Ache
Player to watch: Winterneuzugang Filip Kaloc
Auftakt: (A), (H), FC Ingolstadt (Pokal, A)
Kaers Zweitligapreview 2024/25 Teil 2: mittleres Tabellendrittel
Kaers Zweitligapreview 2024/25 Teil 3: oberes Tabellendrittel
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