Ich dachte im ersten Moment, wuhuu 3000€ steuerfrei.
Dann ist mir wieder eingefallen, dass ich für den Staat arbeite und es safe keine Prämienzahlung gibt
Um mich geht es aber nicht. Ich werde auch 2023 noch genügend Geld sparen können, da ich diesbezüglich in einer sehr guten Position bin. Dennoch trifft es nicht das arme Waisenkind, sondern den Großteil der Bevölkerung.
Na ja, wenn man jetzt Vollzeitarbeitnehmer ist, sollte einem bei solchen Aktionen schon irgendwie klar sein, dass man dann eher auf der Seite derer ist, die dieses „Entlastungspaket“ finanzieren und nicht auf der Seite von denjenigen, die davon finanziell profitieren.
Der Staat kann lediglich Geld umverteilen und versuchen, dass die finanziell Schwächsten der Gesellschaft etwas abgefedert werden, das funktioniert entweder über Steuereinnahmen oder über Schulden, welche letztlich beides von der Mittelschicht und allem was darüber ist, bezahlt werden müssen.
Bist du dir da so sicher? Der TV-L läuft ja noch ne Weile, da kann es sein, dass erstmal nix kommt. Aber die Tarifverhandlungen im TVöD finden bald statt, da bin ich mir ziemlich sicher, dass der Staat den Tarifbeschäftigen eine ordentliche Summe, die unter die 3000€ Steuerbefreinis fallen wird, zugestehen wird. War bei Corona ja auch so.
Schwierig vorherzusehen, ich denke aber eher nein.
Die Corona Sonderzahlung in 2022 ist ja nur gezahlt worden, damit man den Beschäftigten zum 1.12.2022 eine magere und lächerliche Gehaltserhöhung geben kann, ohne dass es zu neuen Streiks kommt
Weil in jedem Streik die sozialistische Revolution lauert?
Was laberst du gerade?
Wieviele Haushalte (in Prozent) mit Paaren ohne Kinder die gemeinsam wohnen sind denn deiner Meinung nach akkut gefährdet in absehbarer Zukunft nicht mehr warm duschen zu können?
Wer sich gut 2k (1k pro nase) im Jahr an mehrkosten in so einer position nicht leisten kann, der lebt entweder komplett über seinen verhältnissen oder war davor schon finanziell in schieflage. Aber den Personen wird doch versucht gezielt zu helfen.
Ich würde das zwar nicht unbedingt in KiLLas Extrem sehen, aber ganz so verallgemeinern wie du würde ich auch nicht. Ich kann da nur aus meinem Umfeld sprechen und ich kenne einige Menschen, die zu zweit in einer Großstadt leben und „gerade so“ über die Runden kommen.
Heutzutage ist man danach schon schnell „finanziell in Schieflage“, wenn man eine 3 Zimmer Bude bezieht, der eine in der Friseurbranche und der andere Partner im Einzelhandel ist.
Was meinst du mit „in so einer Position“? Zwei Personen, die unter einem Dach leben? Was sagt das über deren Position aus und warum leben die dann über ihren Verhältnissen? Sollen die stattdessen unter einer Brücke schlafen?
Warum sind Paare ohne Kinder nicht betroffen? Und die 2k Mehrkosten sind ausschließlich Gas. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Bei einer Inflation von 8% in diesem und geschätzten 4% nächstes Jahr, sind das doch noch viel mehr Extrakosten als nur Gas.
Strom, Lebensmittel, Benzin, Anschaffungen, Reparaturen kommen da doch noch alles hinzu.
Wir reden da nicht von 2k Extrakosten (1k pro Nase) sondern locker vom doppelten bis dreifachen oder gar mehr.
Sprechen wir da von 4k extra pro Jahr, dann sind das Mehrkosten von 333€ pro Monat. Ja, die meisten Leute können sich das leisten, aber dann leiden halt die Ersparnisse darunter. Das Problem verschiebt sich also …
Zwei Personen unter einem Dach die arbeiten haben doppeltes Einkommen bei effizienter Ausnutzung von Grundlagenkosten. Sprich in der Regel lebt es sich dadurch besser als alleine.
@overkill ja das ist dann entweder über den Verhältnissen leben oder die gehören per se schon zu den prekären Leuten, denen aber ja geholfen werden soll.
@DerKiLLa wenn man es sich leisten kann und dann an sein erspartes muss, ist das doch nur rumquängeln. Genau dafür sind Rücklagen da um in temporären Krisenzeiten zu überbrücken. Solange nicht an der Existenzgrundlage gesägt wird, ist es der Preis der Solidarität mit der Ukraine (und die Quittung an der eigenen Wahlurne der letzten ~10 Jahre).
Joah… und viele verstehen noch nicht so richtig, „wie“. Außer eben mit den jetzt kommunizierten Maßnahmen.
Und zu dem, was KiLLa sagte: das Problem ist doch, dass vieles teurer bleiben wird und man einfach gar nicht mehr sparen kann. Jedenfalls ist das die Befürchtung.
Die Berfüchtung. Ist aber auch nur ein Blick in die Glaskugel. Momentan gehts ja nur um einen befristeten Zeitraum. Wenn die Kosten so bleiben haben wir natürlich eine deutliche Verschärfung der sozialen Lage in Deutschland. Kann ich mir aber nicht vorstellen, wenn wir uns jetzt mit ordentlich Nachdruck vom russischen Gas lösen.
Dann kann man ja immer noch drauf reagieren.
Welche Partei hätte man genau wählen sollen? Keine der im Bundestag vertretenen Parteien hat ein Rückbau der Gasimporte aus Russland gefordert.
Selbst die Grünen waren trotz Ausstieg aus Kohle und Ausbau von erneuerbaren Quellen für Gas als Übergang.
Und für LNG Terminals war auch quasi keiner
Man darf aber schon mal fragen, welche Parteien den Ausbau regenerativen Energien auf allen Ebenen ausgebremst, wenn nicht sogar blockiert haben - und es nach wie vor tun.
Auch so manche Bürgerbewegung darf hier mal nach vorn an den Pranger treten und sich ihre faulen Eier abholen. Diese ganzen NIMBY-Leute sind doch genau die, die heute rumheulen, weil sie davon ausgehen, ihre Einfamilienhäuser nun nicht mehr bezahlbar beheizen zu können. Beschissene Heuchler überall.
Erinnert mich schön daran was es für einen Protest es hier mal gab als 30 neue Windräder gebaut werden sollen und ernsthaft paar Hauseigentümer dagegen geklagt haben weil das ja den Wert ihrer Häuser mindern würde wenn man die Windräder von ihrem Garten aus sehen würde. Manche Menschen sind so lost. Erneuerbare Energie gerne aber bitte nich so das ich es sehe !
Für wen soll der Vollzeitarbeitnehmer Vollzeit arbeiten, wenn kaum jemand Geld für seine Produkte über hat, nachdem die Energierechnung bezahlt wurde? Wieso sollte sein Chef ihn noch Vollzeit beschäftigen, wenn die Stromrechnung die Gewinne auffrisst und die Kunden auch nicht mehr bezahlen können?
Aluminium- und Stahlwerke stehen doch jetzt schon still. Das wird sich langsam durch die Wirtschaft fressen. Wer von den Stahl- und Alumiumwerkern wird sich denn jetzt noch einen neuen VW bestellen oder am Wochenende ins teure Restaurant gehen, wenn er nicht weiß, was aus seinem Job wird?
Das gilt doch auch schon längst für fast alle, die auf einmal ein Vielfaches für Strom und Gas ausgeben und dafür an anderen Stellen verzichten müssen.
Am Ende ist das nicht mal komplizierte Wirtschaft sondern eine einfache Rechnung.
Die Arbeiter, Maschinen und Rohstoffe sind weiter da. Nur Energie ist teuer und die Nachfrage wird fehlen, weil viele Kunden selbst weniger Geld haben. Denn das geht ja für Energie ins Ausland.
Eigentlich gibt es nur 3 Möglichkeiten und Kombinationen daraus:
- entweder wir haben Glück und die ganzen Öl und Gasländer kaufen von ihrem neuen Reichtum besonders viel bei uns ein und halten die Nachfrage am Laufen.
- oder irgendjemand verschuldet sich und hält die Nachfrage am Laufen
- oder wir werden einen ziemlich heftigen Wirtschaftseinbruch erleben, der dann wohl auch deinen Vollzeitarbeitnehmer treffen wird.
Das ist keine BWL-Frage, wo man aus der Sicht des Vollzeitarbeitnehmers die Gesamtwirtschaft einfach als gegeben ansehen und aus dem Modell streichen kann - „Mir geht’s ja gut, ich spar einfach ein bisschen.“
Sondern eine VWL-Frage, wo der (ehemalige?) Vollzeitarbeitnehmer vielleicht ziemlich in die Röhre guckt, wenn alle „ein bisschen sparen“ und die Gesamtwirtschaft einbricht.
Noch ein Nachtrag zu der BWL/VWL-Sache, weil das offensichtlich auch der Blickwinkel mancher Politiker ist. Wahrscheinlich liest das niemand, aber mir hilft es, bei Verstand zu bleiben, während ich das alles verfolge…
Vor ein paar Tage gab es diesen Tweet:
Da musste ich mich erstmal irgendwo festhalten.
Das ist buchstäblich der Handwerksbetrieb mit 3 Mitarbeitern, der sein Budget plant:
„Ich beobachte genau, wie sich die Auftragslage entwickelt. Sollten sich durch 2 Renovierungen und 1 neues Dach finanzielle Möglichkeiten ergeben, wird es mehr Weihnachtsgeld geben.“
Für den Handwerksmeister ergibt das auch Sinn. Der muss sich nur begrenzt Gedanken um die Gesamtwirtschaft machen. Sein Betrieb ist nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Ob er einen neuen Transporter kauft, fällt schon bei VW nicht wirklich auf und hat quasi keinen Einfluss darauf, wie viele Leute ihre Wohnung oder ihr Dach renovieren können und wollen.
Der Staat ist aber kein Handwerksbetrieb mit 3 Mitarbeitern.
Die Steuereinnahmen und Staatsausgaben, an denen der Finanzminister sich orientieren will, sind von der Wirtschaftslage abhängig. Und er dreht selbst das größte Rad im Wirtschaftsgetriebe.
Wenn der Staat spart und wir nicht das Glück haben, dass die Öl- und Gasländer ihr ganzes neues Geld wieder für deutsche Autos ausgeben, werden sich seine Einnahmen wahrscheinlich nicht so rosig entwickeln.
Weil auch allen anderen das Geld fehlt und das auch nicht die Lage ist, in der Unternehmen und Haushalte sich groß verschulden und die Wirtschaft ankurbeln. Das wird Unternehmen die Existenz und Menschen den Job kosten. Was wiederum die Steuereinnahmen verringert und die Staatsausgaben erhöht, da mehr Menschen Transferleistungen beziehen.
Erstmal legt der Staat das Einkommen seiner Mitarbeiter, der Transferleistungsempfänger und die Steuersätze fest. Und dann gibt er auch eines der wichtigsten Signale an die anderen Wirtschaftsakteure, Haushalte und Unternehmen:
Wenn dauernd die Rede davon ist, dass gespart werden muss und das nächste Rettungspaket auf der Kippe steht, überlegt die Arbeiterfamilie doch zweimal, ob sie ins Restaurant geht oder die 100 Euro lieber für die nächste Stromrechnung zur Seite legt. Das kann für Koch und Kellner im Restaurant nicht lange gut gehen.
Ähnlich der Unternehmer, der vielleicht gern eine neue Maschine kaufen und zwei Mitarbeiter einstellen würde, aber dessen Kunden auf einmal weniger einkaufen und der selbst kaum seinen Strom bezahlen kann.
Hab nicht alle Vergleiche verstanden, aber wenn wir annehmen, dass es stimmt, was gesagt wurde und das Entlastungspaket ist 65 Mrd schwer: Das ist definitiv nicht „über“ gewesen, das ist mehr als wir uns „leisten“ können, es muss also durch Schulden finanziert werden. Man wird halt nicht Schulden dazu sagen.
Was am Ende rausgekommen ist, ist einfach was anderes, als Linder angekündigt hat