Nein. Schulden sind ja kein Selbstzweck um der Schulden willen.
Wir sollten die derzeitige Energie- und Wirtschaftskrise bekämpfen und unseren über Jahrzehnte aufgebauten staatlichen Investitionsstau bei z.B. Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur aufholen und uns dabei weniger Gedanken um Finanzierung und Schulden machen. Wenn der Staat sich dazu verschuldet, dann ist das halt so.
Die Schulden- und Finanzierungsfrage gehört ans Ende, wenn die Politik geklärt hat, ob etwas sinnvoll ist und was die realen Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft sind. Nicht an den Anfang.
Sie steht dort, weil es für bestimmte Parteien und private Interessensgruppen einfacher ist, populäre Gesetze am vermeintlichen Geldmangel scheitern zu lassen, als die wirklichen Pro- und Kontraargumente in der Öffentlichkeit auszudiskutieren.
Siehe z.B. die Debatte zur Verlängerung des 9€-Tickets in irgendeiner Form, das erst „nicht finanzierbar“ war aber jetzt auf öffentlichen Druck wohl doch irgendwie verlängert werden soll.
Dazu wollte ich meine öfter vorgebrachte Kritik an ökonomischen Falschaussagen in Politik und Medien dieser Art…
…mit dem zufällig dazu passenden Video erläutern.
Weil das ein fundamental falsches Bild vom Wirtschafts- und Geldsystem ist.
Das ist ein bisschen so, als würden wir Kreationisten das Bildungsministerium führen lassen, die uns dann allen erzählen, dass die Dinosaurier vor 5000 Jahren ausgestorben sind, weil sie nicht zu Noah auf die Arche gepasst haben.
In Offshore-FInanzzentren erschaffen Banken für Investoren 20 Billionen Dollar (oder mehr, weiß ja niemand, siehe Video), von dem diese dann Immobilien, Finanzprodukte etc. kaufen oder finanzieren können. US-Zentralbank und Geschäftsbanken leihen sich jede Nacht nach Bedarf Billionen an Geld und Anleihen hin und her. Privatunternehmen nehmen Milliarden an neuem Geld auf, um die eigenen Anteile zurückzukaufen (Anm: Anleihen großer Unternehmen, wie auch die solventer Staaten, werden in der Praxis wie Geld gehandelt und erhöhen damit die Geldmenge, siehe Video).
Und hier sind die ersten Gedanken bei der Verlängerung des 9€-Tickets, ob man das bezahlen kann und ob das die Inflation erhöhen könnte und nicht, ob das Sinn macht und wie der tatsächliche Wirkmechanismus auf die Inflation aussehen soll. Das ist einfach haarscharf an der Grenze zur Surrealität und Satire.
Das Video wurde dann mit einem Artikel aus der Washington Post kritisiert, der meiner Meinung nach am selbstgesetzten Thema vorbei geht und vom wahrscheinlich schlechtesten und korruptesten „Ökonom“ der Geschichte verfasst wurde.