Okay. Ansonsten kann man aber sagen: Das ist doch miteinander vereinbar - bis zu einem gewissen Maße. Ich finde es fragwürdig, dass man mit dem Hintergrund (Mann krank, 4 Kinder, …) ein solches Amt annimmt und würde da dann halt irgendwann die Grenze ziehen. Wenn du vorab schon „weißt“, dass du keine Zeit aufbringen kannst - dann solltest du es vllt lassen.
Wenn so etwas WÄHREND ihrer Amtszeit passiert wäre oder sie krankheitsbedingt ausgefallen wäre, greifen ja Mechanismen. Merkel hatte auch Urlaub. Der Unterschied in einem so wichtigen Amt ist halt: Du musst manchmal für gewisse Dinge erreichbar sein. Und wie andere schon geschrieben haben: 4 Wochen Urlaub hast du als normaler Arbeiter oft (leider) nicht. Aber bei Menschen, die Bund und Land lenken, soll das easypeasy sein? Schwierig.
Aber - und deshalb nun der Schwenk - ich finde es sowieso fragwürdig, dass man nun über das Thema „Urlaub“ und „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ spricht.
Laut Medienberichten hat das ihr unterstellte Ministerium mitteilen lassen, dass „kein Extremhochwasser“ droht. Wenige Stunden später wurde die Mitteilung dann als überholt bezeichnet - eine Warnung gab es aber nicht.
Diesen ersten Fehler hat sie dann aber nicht einfach eingestanden - es war ihr stattdessen wichtig, so zu kommunizieren, dass nichts auf sie zurückfällt. Und natürlich, dass alles korrekt gegendert ist.
Der zweite Fehler war dann, dass sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt Urlaub genommen hat. Nicht der Urlaub an sich war der Fehler, sondern der Umgang mit diesem. Auch hier: Keine Transparenz, bewusste Verschleierung von Tatsachen (Teilnahme an Kabinettssitzungen).
Und der dritte Fehler ist dann, dass sie Dinge erst dann gerade gerückt hat, nachdem die Presse ihr auf die Schliche kam. Kurz vor ihrem Statement, in dem sie die Falschaussagen einräumt, hat die Zeit die Protokolle der Kabinettssitzungen angefragt. Ein Schelm, wer Böses denkt.
Und zu guter Letzt ist ihr Statement an sich ein Fehler, weil sie im Prinzip wenig Schuld bei sich sieht.
Jetzt kann man natürlich kommen und auf Scheuer, Laschet, Scholz und Co verweisen und natürlich kann man auch die Genderdebatte lostreten. Das mag alles richtig sein. Das macht aber ihren Rücktritt oder die Forderung danach nicht weniger richtig. Es zeigt nur auf, dass es noch nicht oft genug passiert. Und auch wenn die genannten Punkte dann nicht so populär als Grund für die Rücktrittsforderungen hergehalten haben: Sie hätten ausgereicht, um zu zeigen, dass diese Frau nicht geeignet ist für die Ämter, die sie inne hatte. Für mich fallen alle, die über Urlaub und Familie sprechen, auf die Nebelkerze rein, die sie gezündet hat.