Verkehrswende

ÖPNV (und Internet) einfach mit dem gleichen Vertrag wie mit der Deutschen Post ausstatten (hatte meine ich irgendeinen Namen).
Die Deutsche Post muss überall die Briefe austragen, egal, ob das lukrativ ist oder nicht.

Aber selbst da ist es doch so, dass die Post in einzelnen Regionen nicht mehr täglich ausliefert. War irgendwann auch mal im Gespräch, dass die Briefzustellung nur einmal wöchentlich erfolgt, wenn nicht extra gezahlt wird. Keine Ahnung, ob das je irgendwo umgesetzt wurde.
Und auch die Post erhöht Jahr für Jahr das Porto (ohne, dass bei den Angestellten was hängen bleibt nebenbei bemerkt)

In München bist du sehr nah dran an den 365€ im Jahresticket.

Für Schüler ist es afaik schon so teuer.

München vom Öffis-Netz ohnehin gut aufgestellt, mit der zweiten Stammstrecke ohnehin. Aber, dass man es im Ruhrgebiet nicht schafft es fair aufzustellen, ist echt ein Armutszeugnis. Da kochen 10 Verbunde herum, anstatt einfach mal das Potential des 5. (?) größten Ballungsgebiets in Europa mit soviel Tradition und Geschichte auszuspielen…

Für mich ist ein ländlicher Raum ohne Individualverkehr eine Illusion. In Großstädten um den Stadtkern macht das ja durchaus Sinn, aber auf dem Land ist Individualverkehr ein Gut, auf das ich nicht verzichten möchte. Es ist Luxus, den ich mir leiste. So brauche ich mit dem Auto 35 Minuten zur Arbeit. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln 2h 10. Selbst wenn du das auf 1h drosseln könntest, würde ich immer das Auto vorziehen.

Dafür lebe ich in anderen Bereichen nachhaltiger (Heizung, Strom, Lebensmittel, …).

Der Individualverkehr ist doch nicht nur so groß, weil die Autolobby in D so riesig ist, sondern weil er einfach so viele Vorteile hat. Das hat sich in so gut wie allen vergleichbaren Regionen weltweit ähnlich entwickelt.

Der Familieneinkauf, der Einkauf eines TV (o.Ä.), der Familienbesuch bei den Eltern die 30 km entfernt wohnen (mit Kinderwagen und Utensilien), das Treffen zum Laufen/Spazierengehen in der Natur und co sind nur wenige Beispiele die durch den motorosierten Individualverkehr mit extremen Vorteilen verbunden sind.
Ich verstehe und unterstütze Bestrebungen in Stadtzentren den Individualverkehr stark zu begrenzen und die Öffis generell stark zu fördern um den Individualverkehr zu verkleinern, aber für die breite Masse ist der Individualverkehr schlicht nicht zu ersetzen - gerade im ländlicheren Raum. Deswegen verstehe ich die starke Abneigung einiger in dem Aspekt nicht.

Und natürlich begüngstigt Individualverkehr, dass man zum Aldi außerhalb des Dorfes fährt (wobei diese meistens schon relativ zentral sind). Aber das ist auch nur ein kleiner Teil der Ursache warum die kleinen Läden verschwinden. Viel größer wiegen Aspekte der geänderen Preis- und (globalen) Lieferstrukturen und dass die Leute nicht Lust haben, sich beim Bäcker, beim Metzger, im Lebensmittelladen, im Kiosk, im kleinen Haushaltsladen usw in der Schlange stehen wollen, sondern das sie einmal bequem 20 min durch ein Geschäft laufen können und fertig sein wollen.
Einige Aussagen hier im Thread sind für mich rein ideologischer Natur. Ich glaube wenn dann solle man hier wirklich über realistische/praktische Vorschläge diskutieren. Nicht aber über allgemeine Abneigungen - zumindest sollten dann realistische Vorschläge dargestellt werden wie man es anders handhaben könnte und Lösungen für die Probleme die daraus folgen aufgezeichnet werden.

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Also grad auf dem Land werden doch unzählige Wege unnötigerweise mit dem Auto zurückgelegt, statt bspw. mit dem Fahrrad. Auf dem Land ist 1km ja gefühlt 10km. In der Stadt stört es ja auch nicht groß, wenn man mal eben 3-5km mit dem Rad fährt.

Also meine Mama hat seit einem Jahr ein Ebike und fährt nahezu alle Wege nur noch mit dem Ebike statt mit dem Auto. Davor ist sie auch schon einiges mit dem Fahrrad gefahren, aber natürlich nicht so weite Wege.

Also grad auf dem Land gibt es auch enorm viel Potential, nur viele können es sich gar nicht vorstellen.

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Marked the Problem. Innerhalb der Städte geht es teilweise ja sogar. Die damals geplante Stadtbahn Rhein-Ruhr wäre wohl eine (sehr sehr teure) Lösung gewesen. Davon gibt es aber halt nur vereinzelte Teile die gebaut wurden (außer in Dortmund, die waren damals fix und haben fast alles gebaut, endet dann aber idR auch an der Stadtgrenze).

Um hier einen konkurrenzfähigen ÖPNV zu etablieren müssten wirklich radikale Änderungen erfolgen. Von Duisburg bis Dortmund sieht man äußerlich keinerlei Stadtgrenze, es sind aber 4-6 verschiedene Unternehmen für den ÖPNV zuständig. Wäre dafür, dass hier (bspw. der RVR) zentral plant/beschafft usw. aber dann verschwinden natürlich zahlreiche Posten und das wird einfach nicht passieren. Also ab auf die A 40 :)

Wo ist denn das Problem, dass es im Ruhrgebiet etliche Unternehmen gibt? Für mich als Kunden ist es doch nur interessant, dass es einen Verkehrsverbund (VRR) gibt, mit einheitlichen Preisen für das gesamte Ruhrgebiet.
In München kosten die Tickets zwischen 59.10 und 227.50 Euro. Im VRR zwischen 64 und 170 für das gesamte VRR Gebiet.
Beides ist aber deutlich von einem 365 Euro Ticket entfernt

und hat sie ein auto?

ja

Wie bereits gesagt, hier prallen wohl unterschiedliche Ansichten von „Land“ aufeinander. Wenn meine Mutter 10km mit dem E-Bike fahren muss um etwas einzukaufen oder in die Apotheke zu fahren, dann wird sie das eher selten machen. Besonders mit Einkäufen.

Natürlich sind viele Wege auf dem Dorf oder sonstwo unnötig mit dem Auto. Bei einer Strecke von 2km kann man auch locker zu Fuß gehen und 5km kann man mit dem Fahrrad fahren.

Aber das ändert nichts daran, dass auf dem Dorf wahrscheinlich > 90% der Berufstätigen außerhalb arbeiten. Und mit außerhalb sind minimum 10km gemeint. Ja, könnte man auch mit dem E-Bike machen, klar. Aber nicht jeder und vor allem nicht dauerhaft.

Einen sinnvollen Bus-Betrieb kannst du in so einem Dorf unmöglich durchführen. Nur mal grob gerechnet: Hier gibt es 3 Richtungen, wo die Leute hauptsächlich arbeiten. Sagen wir einfach mal, es gibt pro Richtung morgens 4 Busse und Nachmittags/Abends 6. Macht 10 pro Richtung, 30 insgesamt. Geschätzt hast du dann in den Bussen maximal 20 Leute. Teilweise wahrscheinlich nicht mal 10.

So, jetzt tuckert dieser Bus an noch 4 Dörfern vorbei, auf dem Weg zur Arbeit. Macht schonmal statt 10min zur Arbeit 30min. Dann bist du am Bahnhof und dann? Entweder laufen oder wieder Bus. Im Durchschnitt würde ich schätzen, dass du dann nach einer Stunde an der Arbeit bist (eher länger). Statt 10min.

Ja, auf dem Land könnte man mit Carsharing für gewisse Bereiche (Lebensmittel, Kleidung, etc) Autos einsparen. Aber keiner wird Carsharing machen, der Schicht schafft und jeden Tag sein Auto braucht. Oder der jeden Tag das Kind in den Kindergarten bringen muss.

Das trifft doch primär auf den innerörtlichen Verkehr zu. Für den Arbeitsweg, Unternehmungen, Freundes- und Familienbesuche, Schlechwettertage brauche ich doch weiterhin ein Auto?

Und ob ich Lust habe, den Wocheneinkauf für meine Familie mit dem E-Bike zu machen, ist wieder eine andere Frage. Die würde ich Stand heute erst einmal verneinen.

Will sagen: in deiner Welt mag da unendlich viel Potenzial sein, in der bei mir auf dem Dorf lebenden Bevölkerung würde ich das stark bezweifeln.

Und warum wäre es jetzt so schlimm, wenn deine Mutter mit einem kleinen e-Auto fahren würde? Klar, höherer Stromverbrauch und nicht so gut für die Gesundheit, aber dafür etwas mehr Komfort

Wüsste ich jetzt nicht warum. Das sind doch genau die Beispiele, wo ich nicht unbedingt das Auto brauche.

Ja klar, das kannst du natürlich mit dem Auto machen.

Komme vom Dorf, kenne also die Umstände. Viele Leute sind einfach zu faul und zu bequem, statt dem Auto auch mal ein anderes Fortbewegungsmittel zu nehmen. Das beste war immer, dass bei uns zum Fußballtraining die Leute 1-2km mit dem Auto hergefahren sind :)

Meine Mama hat ja ein Auto, welches sie manchmal benutzt. Ich wollte nur sagen, dass man nicht so oft ein Auto braucht, wie es hier bspw. dargestellt wird. Meine Mama fährt bspw. auch immer mit dem Fahrrad in die Arbeit (5km einfache Strecke). Einfach weil es ihr Spaß macht und sie sich damit auch fit hält.

Die Unternehmen an sich sind nicht das Problem, sondern dass die Städte nur innerhalb ihrer Grenzen Planen. Da kann es selbst innerhalb eines Unternehmens zu vollkommen widersprüchlichen Aktionen kommen. Beispielsweise sind die Verkehrsbetriebe von Mülheim und Essen 2017 zur Ruhrbahn zusammengeschlossen worden. Der Rat in Mülheim hat angeordnet, dass ein Großteil des Straßenbahnnetzes stillgelegt werden soll. In Essen wird währenddessen (wenn es auch noch Jahre dauern wird) eine neue Querverbindung durch die Innenstadt gebaut.

Daher sind die unterschiedlichen Zuständigkeiten (die idR gebietsbezogen deckungsgleich mit den Unternehmen sind, da die meisten Städte eigene Unternehmen haben) das eigentliche Problem.

Bezweifel das immer, aber auch dann ist es halt auch nur ein Beispiel, wo es geht. Tätigkeit, Entfernung, Wetter können halt alles Gründe sein, wo es nicht geht. Klar gibt es da viele Beispiele, wo es problemlos nötig wäre und auch kein Auto für benötigt wird, genauso gibt es aber das Gegenteil.

Generell sei auch gesagt, dass diese kleinen verstreuten Dörfer vmtl am wenigsten das Problem sind. Dort wird ja kein exzessiver Straßenbau betrieben. Denke viel mehr, dass das städische Umland ein Umdenken braucht, da dort die Bodenversiegelung aufgrund des sehr hohen Verkehrsaufkommens problematisch ist. Hier müsste man viel mehr Leute auf andere Transportmittel bekommen und gleichzeitig den innerstädtischen Verkehr deutlich reduzieren.

Ok, 99%. Wirklichen Schneefall gibt es ja nicht mehr :)
Aber Wind & Regen ist bspw. kein Problem für sie, falls du darauf abzielst.

Es läuft imo wieder darauf hinaus, dass Dörfer kein Zukunftsmodell sind. Idyllische Abgelegenheit und Zugang zu allen städtischen Segnungen funktionieren nicht. Städte müssen größer werden und ihr ÖPNV ausgebaut. Städtisches Umland muss entweder mit den Städten verschmelzen oder ggf. verschwinden.

genau da liegt ja das problem :smiley:
klar kann man viel rumgefahre einsparen, aber das eigentliche ziel der verkehrswende müsste ja, aus verschiedensten gründen sein, dass nicht jeder im eigenen haushalt ein auto besitzt.
davon sind wir auf dem land natürlich noch meilenweit entfernt.
die meinungen im thread liegen diesbezüglich glaube ich auch relativ nah beieinander.

willst du hier grad den reversed pol pot machen?