Räumung von Lützerath

Protest hat nun mal kein Anrecht darauf erfolgreich zu sein. Es kann nicht der Anspruch eines Protestierenden sein, so lange abzugehen, bis seine Sache durchgesetzt ist.

Klar ist das der Anspruch eines Protestierenden. Oder soll man mit dem Gedanken zum Protest gehen, dass es eh nix bringt? Dann kannst zuhause bleiben.

Das ist nicht der korrekte Rückschluss.

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Und ich glaube, du hast ein falsches Verständnis dafür, welche Ziele ein Protestierender verfolgt.

Davon abgesehen - für den konkreten Fall - kann man eigt schon den Anspruch haben, dass die Regierung sich an gesetzliche Regelungen und Abkommen hält.

kleine anmerkung am rande: finde es auch ein wenig befremdlich, wenn bei einem protest für den klimaschutz u.a. barriakaden mit brennenden reifen errichtet werden.

Erstmal danke für die Erklärung!

Naja, wir reden dennoch davon, dass durch den Kompromiss nur eines von 6 Dörfern weichen muss.

Im Oktober 2022 einigte sich RWE mit der Landesregierung und dem Bund, die Braunkohleverstromung schon 2030 statt 2038 einzustellen. Damit können die meisten Dörfer stehen bleiben, nur Lützerath, das sich direkt am Rand des aktuellen Abbaugebietes befindet, soll noch dem Tagebau weichen.
[…]
Durch den vorgezogenen Ausstieg wird nach Angaben der Bundes- und Landesregierung etwa die Hälfte der zuvor genehmigten Abbaumenge im Boden bleiben.

Es geht mir um aussagen wie:

Wenn bürgerlicher Protest nicht mehr hilft, dann bleibt den Leuten halt irgendwann nichts mehr übrig.

Ich kann, nur weil ich meine Agenda nicht durchsetzen kann, nicht einfach die nächste Eskalationsstufe wählen, bis alle Forderungen erfüllt sind.

Das ist dann immer das Totschlagargument. Wenn man für den Klimaschutz ist, darf man nur noch autark im Wald leben.

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Naja, aber zwischen autark im Wald leben und Reifen anzünden gibt es aber schon noch paar Stufen, meinst du nicht?

Ja, wenn man es so sieht, ist es natürlich ein super Kompromiss. Ob da am Ende noch ein Dorf übrig bleibt, juckt das Klimaziel aber nicht. Und wenn eben festgestellt wird - oder fairerweise: auch nur der Verdacht besteht, dass wir die Kohle gar nicht benötigen - sollte man nicht so tun, als wäre es unumgänglich, den Käse einfach sein zu lassen.

Doch, kann man schon. Wie wir gerade sehen. Die Frage ist doch: Was ist die Alternative? Friedlicher Protest wird ignoriert. Wissenschaftliche Studien werden ignoriert. Belagerung wird ignoriert. Was soll man tun? Einfach nix mehr? Dann geht die Welt halt vor die Hunde?

Sicher - und sicherlich ist Reifen anzünden nicht supidupi. Nur ist es irgendwie leicht nebelkerzelig, wenn man in so einer Diskussion einfach darauf zeigt. Ich denke, das ist … zu einfach. Aber um so4ps Frage zu beantworten: Muss sicherlich nicht sein.

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verstehe was du meinst, aber komm schon: brennende reifen!? :smiley:

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Ist das Dorf bzw die Bewohner eh nicht komplett umgesiedelt und entschädigt? Meine das ich dazu mal was gelesen habe, falls ja raff ich das Theater darum nicht.

btw eben gelesen " Polizisten rücken vor – Molotow-Cocktails auf Einsatzkräfte geworfen"

Lützerath: Polizei beginnt mit Räumung des Protest-Dorfs, Molotow-Cocktails fliegen - WELT

Was ich ehrlich gesagt dann aber nicht verstehe sind solche Tweets von Timon Dzienus, Bundessprecher der Grünen Jugend. Erst sich kämpferisch geben und dann sich beschweren wenn die Polizei natürlich zur Räumung kommt. Bin bei ihnen, die Räumung macht keinen Sinn und man muss sich dagegen wehren. Aber dann sollte man sich doch bitte nicht erst kämpferisch zeigen und dann jammern wenn die Polizei kommt.

Timon Dzienus auf Twitter: „Guten Morgen aus Lützerath. Die Polizei rückt mit unzähligen Hundertschaften an, aber der Protest ist vielfältig und entschlossen. Wir verteidigen #Lützerath. #LuetzerathUnraeumbar #LütziBleibt https://t.co/W1m530bP20“ / Twitter

Timon Dzienus auf Twitter: „Selten so viel Polizei gesehen: Mit Deeskalation hat das hier wenig zu tun. #LuetziBleibt #LuetzerathUnraeumbar https://t.co/oOtgfD5OkW“ / Twitter

Ist mir sowieso in der Vergangenheit bei Demos öfters aufgefallen, dass man sich kämpferisch zeigt aber dann doch etwas weicher ist wenn die Polizei kommt. War früher meines Erachtens anders.

Die Schulstreiks waren beispielweise friedlicher Protest und wurden nicht ignoriert.
Die Alternative zu Militanz und körperlicher Auseinandersetzung ist nicht Untätigkeit.
Jeder Aktivist ist davon überzeugt, dass ohne sein Handeln die Welt vor die Hunde geht.
Das gibt dir noch nicht das Recht dazu, in der Wahl deiner Mittel die Leiter immer weiter hinaufzusteigen.

da hat die Medaille halt zwei Seiten: auf der einen Seite kann man sicherlich die Frage stellen, wer da sonst kommen soll, wenn nicht die Polizei. Auf der anderen Seite hat es eben wenig mit Deeskalation zu tun, wenn da Hundertschaften in voller Montur anrücken.

Nein stimmt - dort hat man relativ groß rumgepöbelt, dass die Schüler:innen doch bitte lieber in den Unterricht gehen sollen. Konkrete Maßnahmen kann man ansonsten noch immer nicht beobachten. Außer natürlich, dass wir gerade eine Ortschaft abbaggern wollen.

Über Recht und Unrecht entscheiden andere.

Finde die AktivistInnen sogar ein bisschen dümmlich-naiv, erst die Grünen zu wählen und sich dann zu wundern, dass es kein ernsthaftes Backing gibt. Sollen da abziehen, ihr Protest interessiert niemanden hier im Land.

Ich wäre daher für einen militanteren Protest.

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Aber damit muss man doch rechnen, wenn man da vorher solche Ansagen macht. :D

Bin mir nicht sicher, ob von den Protestierenden mehrheitlich die Grünen gewählt werden. Meines Wissens nach wurden die Grünen auf den (FFF-)Demos auch ordentlich kritisiert und nicht als Heilsbringer-Partei definiert. Zumindest war dies vor der BTW 21 der Fall.

Ich kann dennoch nachvollziehen, dass einige die Protestierenden als dümmlich und naiv betrachten.

Bin jedoch auch pro militantem Protest, ist natürlich klar.

Ja zum Beispiel Gerichte, die die Rechtmäßigkeit der Räumung bestätigt haben.
Welchen Teil der „Montur“ hättest du Angesichts der Lage denn weggelassen?

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Ja, sage ich ja: Es war doch abzusehen, dass da die Polizei anrückt. Da (mittlerweile - war das früher anders?) damit zu rechnen ist, dass man mit irgendwas beworfen/beschossen wird, ist es auch irgendwo nachvollziehbar, dass da nicht das Streifenhörnchen kommt und bisschen Strafzettel verteilt.

Allerdings ist halt auch die Frage: WILL man überhaupt deeskalieren - also: Sollte man nicht als Polizei etwas „sensibler“ sein? Irgendwer muss halt den ersten Schritt machen.