Du hattest meines Wissens noch etwas anderes gestern geschrieben, auch wenn ich das hier im Thread nicht sehe, aber nehme mal hierzu Bezug darauf.
Wall of Text, will niemanden belästigen, den es nicht interessiert.
Was du mit der Vergangenheit geschrieben hattest, ist alles bekannt und stimmig, doch wo ich mich in solchen Debatten immer schwer tue, ist das es wenig Differenzierung und wenig auf Inhalte abzielt. Es wird alles über einen Kamm geschert, wie im Beispiel AfD. Die Partei ist nicht demokratisch, alle Politiker daraus sind rechtsextrem, genauso am besten die komplette Wählerschaft usw. Siehe dazu der passende Kommentar von flav „Mit Stimmen von Nazis wird rassistische Politik betrieben“. Alle sind Nazis.
Ich bin politisch noch nie an irgendeinem Rand unterwegs gewesen, weder links noch rechts, doch ich denke jeder kann die letzten Jahr(zehnte) zurückblicken und kann feststellen, dass sich zum Einen ein beachtlicher Teil der Bevölkerung nicht mehr in der Parteienlandschaft vertreten fühlt. Wir haben viele Jahrzehnte der Nachkriegszeit eine recht ausgewogene Parteienvielfalt gehabt von links bis rechts, die sich inhaltlich gegenüberstanden und sich in der Sache gestritten haben. Heute ist es mein Eindruck, dass es diese Balance schon lange nicht mehr gibt, die Merkel-CDU ist seit 20 Jahren von konservativ bis fast schon über die Mitte gerutscht und auf der anderen Seite stehen dann mit SPD, Grüne und Linke der ganze Rest. Politisch recht/konservativ - nicht rechtextrem, wird von vielen gerne pauschal als identischer Begriff genutzt - ist nicht mehr vertreten. Wenn dies nicht stimmen würde, dann hätte es nie eine AfD gegeben. Wozu eine Partei gründen, deren Meinung schon vertreten wäre? Die Wählerschaft und Politiker kommen komplett durch die Bank aus allen anderen Parteien, wir hatten auch keine 20% NPD bei den letzten Wahlen, die sich nun heimlich zur AfD geschlichen haben und genau dieser Eindruck wird auch hier vermittelt, wenn ich die Kommentare lese.
Wenn unsere (Alt)-Parteien alle Meinungsbilder ausreichend vertreten würden, hätte es nie Platz für die AfD gegeben. Allein daraus erschließt sich schon ganz sachlich, das die Bevölkerung etwas sucht, was es ihrer Meinung nach nicht mehr gibt.
Nicht jede Meinung die rechts der politischen Linke steht, ist rechtsextrem. Dieses Denken ist einfach nur dumm.
Unabhängig davon brauchen wir nicht darüber sprechen, dass es in der AfD Schwachköpfe gibt, die durchaus rechtsextrem sind. Deswegen ist aber nicht die ganze Partei rechtsextrem oder die komplette Wählerschaft, wer das denkt, gute Nacht. Doch nur weil es auch im linken Flügel linksextreme Schwachköpfe gibt, kommt niemand auf die Idee jene Partei in Gänze als linksextrem und undemokratisch zu bezeichnen.
Fakt ist, wenn die Altparteien alle Themen in der Breite abdecken würden, gäbe es keine AfD oder sonst eine neue Partei. Zuviel Gleichheit und Annäherung der großen Volksparteien halt nicht sinnvoll, wenn man kaum noch Unterschiede ausmachen kann. Der vermeintliche Fehler liegt also durchaus in der fehlenden Selbstkritik und Aufarbeitung der eigenen Politik über viele Jahr(zehnte) und an diesem Zustand kann weder die AfD noch die BSW etwas, denn die haben jene Politik der Vergangenheit 0,0 beeinflusst.
Und es geht mir als Wähler und Politik-Interessierten nicht um den Namen einer Partei, der könnte mir nicht egaler sein, es geht um den Inhalt und das wird in vielen Diskussionen direkt im Keim erstickt, wenn es nur um Schablonen-Denken geht. „Der ist von der AfD, dessen Meinung ist rechtsextrem, braucht man garnicht drauf eingehen.“
Würde sich alle inhaltlich mit Themen auseinandersetzen und die moralischen Halbgötter der Altparteien sind inhaltlich viel besser, sachlicher, menschlicher, whatever, dann könnte man die Wähler sehr einfach zurückgewinnen und die AfD oder BSW würde wieder verschwinden. Doch sie verschwindet sicher nicht, wenn man sich wie ein Kleinkind hinstellt und schreibt/brüllt, wie blöd der andere ist. Warum die Angst vor inhaltlicher Auseinandersetzung? Wenn man so überlegen ist, kann man es doch anders viel eleganter lösen. Und es geht nicht nur um das aktuelle hochgekochte Thema Migrationspolitik, sondern auch viele andere, sei es Bildung, Infrastruktur, Wirtschaft, Energie der letzten sagen wir 20 Jahre. Die Entwicklung darin darf man durchaus in Gänze hinterfragen und kritisieren, komplett unabhängig der eigenen Parteizugehörigkeit, denn die Entscheidungen und Fehler vieler Jahre sind einzig durch die regierenden Parteien gemacht worden, nicht durch Parteien, die noch nie in Regierungsverantwortung waren.
Letzter Punkt aufgrund er aktuellen Debatte um Migration usw.
Darf man unsere Einwanderungspolitik, deren gesetzliche Anwendung und Umgang in Deutschland kritisieren oder ist man dadurch automatisch rechtsextrem? Mir kommt es so vor, als ob man bei jeglicher sachlichen Kritik - auch hier - direkt als Nazi abgestempelt wird, was faktisch nicht weiter von der Realität weg sein könnte.
Doch dieser Eindruck entsteht seit Jahren und das hat mit der heutigen Migrationsdebatte um die CDU/AfD usw. nichts zutun, denn die Kritik kann man schon viele viele Jahre mitbekommen. Es würde mich hier schon etwas beruhigen, wenn man noch Kritik äußern darf, ohne direkt an als Extremist bezeichnet zu werden. :) Doch genau in diesem Denken liegt meiner Meinung nach der Kern des Problems, keine inhaltliche Auseinandersetzung, nur oder zumindest sehr viel Schubladendenken und Ablenken vom eigenen Versagen.