Buch- und Leseempfehlungen

Hallo Freunde des geschriebenen Wortes - 2022 wird das Jahr des Lesens!

Angeregt durch den Thread zur Expanse-Reihe und da ich selbst immer gerne Leseempfehlungen (ob für Sachbücher, Romane oder auch längere Artikel) erhalte, dachte ich mir, dass wir das hier auch etwas allgemeiner pflegen könnten.

Vielleicht um eine Einheitlichkeit im Thread herzustellen, ein Vorschlag zur Gestaltung der Empfehlungsposts:

  • Titel / Autor / Genre

  • Kurzzusammenfassung des Inhalts, die Lust auf mehr machen sollte

  • Link zum Text, weiteren Informationen oder einer Kaufmöglichkeit

  • Eigene Meinung zum Text und wem könnte der Text auch gefallen (es soll ja eine Empfehlung sein)

Meiner Meinung nach sollte es aber auch erlaubt sein, über einzelne Empfehlungen zu diskutieren und auch zu Lesengewohnheiten / Genres / oder Anfragen für Empfehlungen zu schreiben. Ich finde, so lange sich der Thread nicht komplett in Diskussionen verstrickt, sollte es kein Problem sein, sich zwischen Empfehlungen auch mal länger zu unterhalten.

Und jetzt haut mal raus!

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The long way to a small angry planet / Becky Chambers / SciFi
Eine mehrteilige, fortlaufende SciFi-Serie, die je benachbarte Geschichten mit mehr oder weniger starken Verbindungen erzählt, fängt mit diesem Buch an.
Erzählt die Geschichte von einer Crew aus Menschen und verschiedenen „Aliens“, wobei man schnell merkt, wie stark das auf die Perspektive ankommt. Im Fokus steht dabei die Crew und die verschiedenen Spezies, aus denen sie stammen. Dabei werden v. a. die Themen Identität, Gender, Weltsicht, etc. sehr schön beschrieben und klug durch die Perspektive auf vermeintliche Aliens menschliche Konventionen in Frage gestellt: Was bedeutet Elternschaft? Warum leben wir nicht promiskuitiv? Wie lebt man mit genderfluiden Wesen zusammen? Ist man bereit beinahe Allwissenheit um den Preis eines kurzen Lebens zu bezahlen?
Derlei Fragen verhandelt dieser erste Teil in verschiedenen Facetten und einer schönen kleinen Geschichte.
Besonders für Menschen, die sich mit den Themen Identität, Sexualität, Gender, Speziezismus beschäftigen, würde ich eine dicke Empfehlung aussprechen. SciFi-Fans im Allgemeinen bekommen eine schön geschriebene Reihe, die in weiteren Teilen mit der Geschichte einer Schiffsintelligenz, die einen Körper erhält, mit dem Umgang eines Massensterbens und dem Tod, etc. beschäftigt.
Habe alle Teile, die bisher erschienen sind, gelesen und finde besonders Teil 1 und Teil 2 (A closed and common orbit) herausragend.

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Ich schließe mich mal der Empfehlung von Wayfarers Reihe an.

Vorsichtig sollten aber alle sein, die mehr an düsterem SF interessiert sind. Die Serie ist absichtlich extrem positiv und bunt.
Manchmal verrennt sich Becky Chambers für mich auch etwas darin Multi-Kulti-Antirassismus und Akzeptanz-Analogien einzubauen, die aus meiner Sicht dann doch häufiger zu kurz greifen, einfach weil wir heute eigentlich keine Analogien mehr brauchen.

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Song of Ice and Fire | George R.R. Martin | Mittelalter Fantasy-Saga

Ist wohl größtenteils bekannt. Insbesondere durch die Serie Game of Thrones.
Habe letzte Woche meinen fünften(?) re-read gestartet.

In meinen Augen ein must-read für alle die in eine gigantische Fantasy-Welt voller Details eintauchen und sich verlieren wollen. Man kann sich abseits vom Lesen hunderte Stunden mit den Inhalten beschäftigen, über Motive oder auch Theorien grübeln. Neben der Erzählart und der Story, beeindruckte mich immer wie die Romanreihe aufgebaut ist. Obwohl das Ganze doch ein starkes Fantasy-Genre ist, bekam ich immer dein Eindruck eine Art Geschichts-Literatur zu lesen. Ich verfolge als Leser nicht (ausschließlich) die Geschichte eines Protagonisten oder einer Gruppe, sondern erfahre aus unterschiedlichen Perspektiven die Handlung. An diesem Punkt weiß ich nicht wo ich aufhören soll. Bevor ich 100 Seiten schreibe warum ich das so geil finde, höre ich hier lieber auf.

Ich empfehle die englische Version. Spart u.a. sehr viel Geld.

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Leviathan Wakes (The Expanse Series)

James S. A. Corey / Science-Fiction

All Systems Red (Murderbot Diaries)

Martha Wells / Science-Fiction

Eine Sicherheitsfirma vermietet Security-Androiden, sogenannte SecUnits, unter anderem an Teams die unbewohnte Planeten erkunden.
Protagonist ist eine dieser SecUnits. Es nennt sich selbst Murderbot. Murderbot hat sein Sicherheitsmodul gehackt und kann frei über sich selbst entscheiden, macht aber den gewohnten Job halbarschig weiter. Als SecUnits verachtet es das Unternehmen, dass es besitzt und die menschlichen Kunden die es beschützen muss. Die meiste Zeit verbringt es damit Serien zu gucken, die es aus dem Netz kopiert hat.

Bei einer normalen Erkundungsmission eines unbewohnten Planenten ist das benachbarte Team aus mysteriösen Gründen nicht mehr zu kontaktieren. Auch das eigene Team droht in Gefahr zu sein. Schnell wird klar, dass dieses mal ein halbarschig Job nicht ausreichen wird um das überraschend liebenswerte Team an Wissenschaftler zu beschützen.
Die Serien müssen genauso wie die Abscheu vor den menschlichen Kunden warten bis alle sicher wieder im Orbit sind.

Meinung

Murderbot Diaries ist im Moment wohl meine Lieblingsriehe. Witzig und gefühlvoll und gleichzeitig immer wieder voller Action. Murderbots Gedankenwelt im Prozess der Selbstfindung und im Kampf mit den eigenen (auch sozialen) Ängsten treiben die relativ kurzen Geschichten voran.

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Danke für die Ergänzung. Würde ich tatsächlich auch nicht widersprechen, hat mich aber persönlich nicht gestört.

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Die Resonanz hier im Thread freut mich! Die Expanse-Reihe werde ich auch mal dieses Jahr anfangen, da mich die Serie bis Staffel 5 wirklich sehr gut unterhalten hat.
Ich mache mal weiter mit einem Klassiker, der, dank des Films im letzten Jahr, sicher den ein oder anderen wieder zum Lesen gebracht haben könnte.

Frank Herbert – Dune (1965) / Science-Fiction

Kurzzusammenfassung

In der Zukunft hat der Mensch den Weltraum erobert. Dies gelang vor allem mithilfe eines Rohstoffes, dem spice, welcher allerdings nur auf dem schier unbewohnbaren Wüstenplaneten Arrakis abgebaut werden kann. Logisch, dass die Menschheit, die in einem galaktischen Imperium und unterteilt in verschiedenen Adelshäusern leben, sich um diesen wichtigen Rohstoff streitet. Der Leser folgt dabei Paul Atreides und wie dessen Familie auf dem Wüstenplaneten Arrakis die Herrschaft übernimmt und mit dem Abbau des Rohstoffs beginnen möchte. Doch schon bald kommt es zu Konflikten mit verschiedensten Parteien und Paul muss sich seinem Schicksal stellen.

Meinung zum Buch:
Das Buch ist so viel mehr als nur Politik und Krieg im Weltraum. Jede Zusammenfassung des Inhaltes wird der im Buch geschaffenen Welt nicht gerecht. Frank Herbert schafft es darin mit seinen Einflüssen aus Mythologie/Religion und Naturwissenschaften eine Welt aufzubauen, die sich, trotz typischer Science-Fiction- und auch übernatürlicher Elemente, absolut realistisch anfühlt. Ein worldbuilding dieses Ausmaßes und mit dieser Bandbreite an Einflüssen habe ich bisher nur beim Lesen von The Lord of the Rings oder A Song of Ice and Fire gefunden. Die multiperspektivische personale Erzählweise macht es aber gleichzeitig sehr leicht sich in der Welt zurecht zu finden und gibt Einblicke in alle handelnden Charaktere. Vor allem durch die Augen von Paul wird dabei auch ein Entwicklungsroman erzählt - ähnlich zu vielen Charakteren (Dany, Arya oder auch Sansa) in A Song of Ice and Fire. Dazu kommt noch die, zu der aktuellen Zeit passenden, ökologische Lesart des Buches, wenn in der vermeintlich unbewohnbaren Wüste von Arrakis über den richtigen Umgang mit Natur und Ressourcen verhandelt wird. Darüber hinaus ist das Buch ein toller Start einer ganzen Reihe von insgesamt 6 weiteren Büchern von Frank Herbert (und seinem Sohn), die die Ursprungsgeschichte weitererzählen bzw. weitere Entwicklungen in der Zukunft dieser Welt behandeln - weit über den zeitlichen Horizont einer Generation hinaus. Herberts‘ Sohn hat nach dem Tod seines Vaters noch weitere Sequels und Prequels geschrieben und veröffentlicht, die ich selbst noch nicht gelesen habe, aber das Erzähl-Universum erklären und weiter ausschmücken.
Kurzum ein Buch, das von allen Sci-Fi Fans zumindest mal angelesen werden sollte und auch ein super Einstieg in Science-Fiction als Genre geeignet ist. Genauso werden aber auch Leser glücklich, die Charakterentwicklung und starkes worldbuilding mögen. Dabei finde ich sowohl das Original als auch die deutsche Übersetzung gelungen und einfach zu lesen.

Zusatzmotivation

Wer jetzt noch keine Lust auf das Buch hat, dem kann ich noch einen großartigen Artikel bzw. eine Verschriftlichung eines Beitrags des Deutschlandfunks vom 01.11.2020 empfehlen über die Überwindung des menschlichen Zeitverständnisses im Allgemeinen und in Herberts Romanreihe. (Achtung Spoiler!) Oder schaut euch natürlich einen der bereits existierenden Filme an.

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Fand den ersten Teil auch echt gut. Bin jetzt fast mit dem zweiten Teil fertig und der hat mich irgendwie kaum noch gepackt. Den dritten Teil schenk ich mir glaub.

The Name of the Wind (The Kingkiller Chronicle)

Patrick Rothfuss / Fantasy

Der unscheinliche Wirt Kote wird von einem Chroniker aufgesucht. Der Chroniker entlockt dem Wirt langsam seine Lebensgesichte. Er war nicht immer als Kote sondern als Kvothe bekannt.
Er hat eine Prinzessen gestohlen. Die Stadt Trebon verbrannt. Ein Nacht mit dem Fabelgestalt der wunderschönen Felurian verbracht ohne dabei seinen Verstand zu verlieren.

Im Detail erzählt Kvothe seine Lebensgesichte. Wie er in einer Truppe von fahrenden Schaustellern groß wurde. Wie er seine Kindheit als Weise in der kriminellen Unterwelt einer Großstadt verbracht hat. Und wie er seinen Weg zu einer Universität für Magier gefunden hat.

Meinung

Besonders die Sprache von Rothfuss ist beeindruckend. Die Bücher erzählen die zusammenhängende Lebensgesichte des Protagonisten, aber fühlen sich an wie viele kleinere ineinander gewobene fantastische Abenteuer.
Finger von den Büchern sollten Menschen lassen, die keine Lust auf überlegene Protagonisten haben. Kvothe muss sich oft beweisen, mit den Umständen und sich selbst kämpfen, aber am Ende gewinnt er dann doch fast immer irgendwie.

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Sehr gute Reihe. Leider fehlt noch das 3. Buch dazu. Wer es noch nicht kennt, sollte besser warten, bis das 3. Buch erschienen ist, weil man es ziemlich sicher in einem Rutsch durchlesen wird. Sehe mich schon wieder die ersten beiden Bücher auffrischen, sobald der dritte Band draußen ist…

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Eine Billion Dollar / Andreas Eschbach / Sci-Fi/Thriller

„Ein hübsches Gedankenspiel: Hätte einer unserer Urahnen vor 500 Jahren ein paar Florin angelegt, könnten wir heute dank Zins und Zinseszins ein Vermögen einstreichen, das für mehr als ein sorgenfreies Leben ausreichen würde. Für John Fontanelli, den armen Schustersohn aus New York, wird dieser Traum Wirklichkeit: Am 23. April 1995 erfährt er, dass sein Vorfahre Giacomo Fontanelli ihm, dem derzeit jüngsten Fontanelli-Spross, über Eine Billion Dollar hinterlassen hat. Gestern fuhr John noch Pizza aus, heute ist er reicher als die zweihundert reichsten Menschen der Welt zusammen. Und trotzdem nicht glücklich. […]“

Meinung:

Literarisch sicherlich nicht perfekt geschrieben, aber dafür umso lehrreicher. „Eine Billion Dollar“ ist DAS Buch, das ich stets empfehle, wenn mich jemand nach einer Empfehlung aus der Belletristik-Ecke fragt. Ein Gedankenspiel über plötzlichen Reichtum oder generell betrachtet: dem plötzlichen Erlangen von unglaublich viel Macht. Hat bei mir als Heranwachsender damals so einiges im Kopf aktiviert.

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Die Bücher habe ich auch schon lange im Blick und warte aber auch noch auf das dritte (bzw. 4., da ja die furcht der Weisen irgendwie zwei Bücher sind). Weis da jemand eigentlich mehr, wann das letzte rauskommen soll? :smiley:

Dritte Buch wird leider nie kommen. :(

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die kartell trilogie von don winslow

  1. tage der toten
  2. das kartell
  3. jahre des jägers

die handlung dreht sich um mehrere figuren (allen voran art keller, DEA agent), die allesamt in den kartell- und drogenkrieg verwickelt sind. letztlich beschreibt winslow hier tatsächliche ereignisse perfekt umgeschrieben in eine fesselnde geschichte, die mich persönlich gepackt und mit auf eine reise zwischen den usa, mexiko und südamerika genommen hat. besonders der erste teil ist unfassbar gut. teil 2 und 3 kommen mmn nicht ganz an teil 1 ran, aber dennoch auch ein genuss.
wem das setting gefällt (oder narcos geschaut hat) und auch elemente eines politthrillers zusagen, sollte sich diese reihe nicht entgehen lassen.

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Übrigens, wer was ähnliches wie die Kingkiller Chronicles sucht, dem kann ich The Choice of Magic (Art of the Adept series) empfehlen. Hatte das vor paar Monaten gelesen und fand ich schon von der Story usw. an Kingkiller bisschen angelehnt.
Hat mir sogar bisschen besser gefallen aber kann auch nur an meiner Abneigung dem KKC Autor gegenüber liegen :)

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das glaub ich leider auch :frowning: Dann lieber Sanderson oder Abercrombie lesen, glaube ich muss auch mal 1-2 Serien vorschlagen ;)

warum das? :frowning:

Kann jemand etwas zur Stormlight Archives Serie sagen? → The Stormlight Archive - Wikipedia

Bin demnächste mit meinem aktuellen Buch fertig und suche nach etwas neuem.
Die Kritiken von dem Buch scheinen ja recht positiv zu sein. Ist es mit GoT vergleichbar?

Ist nicht umsonst eine der beliebtesten Fantasy Reihe, persönlich habe ich in Buch 3 bisschen das Interesse verloren.
Vor allem die Welt ist hier extrem gut beschrieben und interessant.
Fängt sehr langsam an im ersten Buch aber lohnt sich definitiv.

Ist aber etwas ganz anderes als GoT, vor allem Intrige und Charaktere weichen stark ab.

GRRM und Sanderson haben eine völlig andere Art zu schreiben.

Sanderson hat ein Gespür für neue Fantasy-Ideen und wie sie in der Welt funktionieren. Er plant vom Lore bis in den Verlauf seiner Geschichte genau aus was passieren wird. Damit kann er viel viel schneller an die Ziele kommen zu denen er will. Bei Sanderson musst du nie lange warten bis das nächste Buch erscheint, der plant, schreibt und lektoriert schneller als wir hier posten können.

GRRM ist genau das Gegenteil. Sein Fokus liegt auf seinen Charakteren und deren Kampf mit der Gesellschaft und ihrem Leben. Seinen Charakteren den Raum zur Entfaltung zu lassen verleiht ASoIaF ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Diese Art ist aber wohl der Hauptgrund warum er nicht fertig wird oder lieber über den nächsten Nebencharakter schreibt.
Er liebt außerdem Ironie, das dekonstruieren von Stereotypen und das mittlerweile so beliebte „subverting expectations“. Sein politisches Weltbild inklusive Analogien zur echten Welt (z. B. Feminismus, Pazifismus) werden immer wieder zu Themen.

Ähnlich sind sich Stormlight Archive und ASoIaF, weil sie verschiedene POV Charaktere haben und politische Intrigen haben. Ansonsten halte ich beide Serien für sehr unterschiedlich. Heißt aber nicht, dass eine der Reihen besser ist als die andere.

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