Nahostkonflikt - Krieg in Israel

Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung und Zeit sprechen , in der ich nahe des Gazastreifens gelebt habe…

Das prägt halt meine Sichtweise auf diese Ereignisse tiefgreifend. Ich habe dort am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, unter der Bedrohung durch Terror zu leben. Ich erinnere mich gut an die Momente, als der Alarm ertönte und wir in die Luftschutzbunker rennen mussten. Raketenangriffe aus dem Gazastreifen waren stets omnipräsent. Die damit verbundene Angst war sehr real und präsent.
Dabei war ich nicht mal in einer Militärbasis tätig.

Vor dem Hintergrund dieser Erlebnisse und der aktuellen, durch die jüngsten Angriffe verschärften Lage, sehe ich die Einberufung der Reservisten als einen nachvollziehbaren und notwendigen Schritt an. Es signalisiert für mich den entschlossenen Willen Israels, seine Bevölkerung zu schützen und auf die erlebte Bedrohung (nicht erst seit den Angriffen vor 1,5 Jahren) zu reagieren.

Nach meinen persönlichen Erfahrungen und meiner Einschätzung der aktuellen Situation vertrete ich die Auffassung, dass die Offensive gegen die Hamas nun entschieden geführt werden sollte. Ich denke jetzt ist ein entscheidender Zeitpunkt gekommen, um die Fähigkeiten der Hamas, Terror gegen Israel zu verüben, nachhaltig einzudämmen.
Es ist eine Gelegenheit die Bedrohung grundlegend anzugehen, um zukünftig mehr Sicherheit zu gewährleisten.

Betrachtet man die Diskussionen, die hier oft auf RJ geführt werden, fällt mir dabei etwas auf: Es ist grundsätzlich positiv zu bewerten, dass sich Menschen politisch informieren und austauschen. Dennoch stellt sich mir die Frage, wie fundiert die Bewertung eines so komplexen geopolitischen Konflikts wirklich sein kann, wenn sie primär vom „Schreibtisch aus“ erfolgt. Die Realität vor Ort ist ungleich komplexer und emotional belastender als theoretische Betrachtungen. Wer nicht selbst die unmittelbare Bedrohung, die Angst im Nacken und die NotwendigkeiT Schutz zu suchen, erfahren hat, dem fehlt meiner Meinung nach eine wesentliche Dimension für die Beurteilung der Situation und der daraus resultierenden Maßnahmen. Aus der Distanz des Schreibtisches lässt sich die Tragweite solcher Konflikte nur schwer wirklich ermessen.

Wichtig ist bei der Bewertung dieses Konflikts auch, dass man nicht nur auf die letzten Monate oder Jahre schaut. Dieser Konflikt hat eine sehr lange, belastende Geschichte, die Jahrzehnte zurückreicht. Um die aktuellen Reaktionen einzuordnen, muss man diesen historischen Hintergrund kennen. Man kann die aktuelle Lage nicht isoliert betrachten.

Vor diesem Hintergrund kann ich auch sagen, dass Ich l beide Seiten verstehen kann. Auf beiden Seiten gibt es viel Leid und das Gefühl des Unrechts – das wurde über Generationen weitergegeben. Das macht das Verständnis zwar sehr schwer, aber es ist wichtig, sich darum zu bemühen

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um es mal vorsichtig zu formulieren:

ich habe mir jetzt in den letzten 18 monaten genug hebräische twitter posts von israelischen regierungsmitgliedern, itamar ben gvir und konsorten, übersetzen lassen, dass ich enorme schwierigkeiten habe, noch daran zu glauben, dass es vordergrünfig um den kampf gegen bewaffnete hamasmitglieder geht und eine irgendwie ausreichende rücksichtnahme für die zivilbevölkerung stattfindet.

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Das ist kein Argument. Andersherum könnte man fragen, inwiefern emotionale Belastungen differenzierte Betrachtungen eines komplexen Konflikts beeinflussen oder gar behindern?
Argumentiere mit Inhalten und nicht mit vorgeschobener Kompetenz, die man dir genauso absprechen könnte (was ebenfalls fail wäre).

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Israel has approved a plan to capture all of the Gaza Strip and remain there for an unspecified length of time, Israeli officials say.

The plan includes distributing aid, though supplies will not be let in yet.

The Israeli official said the newly approved offensive plan would move Gaza’s civilian population southward and keep humanitarian aid from falling into Hamas’s hands.

€:

Tut mir leid, aber anekdotische Evidenz anzuführen, um damit zu rechtfertigen, was seit 1.5 Jahren im Gaza-Streifen passiert, um damit die Aktion seit dem Terrorakt der Hamas im Oktober 2023 zu rechtfertigen, ist in meinen Augen eine krasse Verharmlosung der tatsächlichen Ereignisse.

Du magst die reale Angst am eigenen Körper gespürt haben, so wie viele andere Israelis, aber daraus eine Legitimation abzuleiten, ein Land bis auf den Boden zu zerbomben, jegliche Form von medizinischer Versorgung kleinzubomben bis auf das letzte Krankenhaus, Nahrung und Wasser vorzuenthalten, um politisch Druck auszuüben, wirklich jede Bombe mit dem Satz zu rechtfertigen „aber hier war die Hamas“, ist einfach das Hinnehmen eines krassen Missverhältnisses.

Selbst wenn man deinen Satz heranzieht, die Hamas endgültig zu besiegen, rechtfertigt das vor keinem Kriegsgericht der Welt die Art und Weise wie die palästinensische Bevölkerung davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Dass das in deiner Argumentation nicht mal eine Seitennote ist, zeigt doch nur besonders, dass du von deinen ganz eigenen anekdotischen Erlebnissen geprägt bist. Viel schlimmer ist es, dass diese Erlebnisse dich zu so einer subjektiven Meinung hinreißen lassen, die nicht ansatzweise so objektiv ist wie die von Menschen, die deiner Ansicht nach die Diskussion vom Sofa aus führen.
Deine reale Angst ist überhaupt nicht im mindesten ein objektiver Indikator dafür, welche Maßnahmen in einem Krieg gerechtfertigt sind, den die israelische Armee gerade gegen die palästinensische Zivilbevölkerung führt.

"Realität vor Ort ist ungleich komplexer und emotional belastender als theoretische Betrachtungen. Wer nicht selbst die unmittelbare Bedrohung, die Angst im Nacken und die NotwendigkeiT Schutz zu suchen, erfahren hat, dem fehlt meiner Meinung nach eine wesentliche Dimension für die Beurteilung der Situation und der daraus resultierenden Maßnahmen. "

Diese Worte sind unfassbarer Hohn für all diejeinigen Menschen die auf der anderen Seite nicht nur durch Bomben sterben, sondern qualvolle Tode sterben aufgrund von Nahrungsknappheit oder fehlender medizinischer Versorgung. Dass du es wirklich wagst deine erlebte Todesangst gleichwertig dagegen anzuführen, kann ich kaum glauben.

Da retten dich auch nicht deine allgemein gehaltenen Worthülsen, die um Ausgleich bemüht sind.

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Ohne unbedingt Israel Fanboy zu sein: Als stiller Mitleser will ich einfach nur mal kundtun, dass ich es krass finde, dass die üblichen linksradikalen hier AUSSCHLIESSLICH Israel als den bösen in dieser Geschichte sehen. Nie ein Wort darüber, was die Terroristen so machen. Das scheint alles okay oder nicht zumindest nicht das Problem zu sein.

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Wenn ich das Wort „linksradikal“ mal übersehe, dann ist nach dem Terrorangriff der Hamas das Mdirekte damals formulierte Meinungsbild doch sehr divers, bzw. pro Israelisch.
Es geht nicht aber mehr darum, wer ist der ausschließlich Böse. Es geht darum, dass selbst westliche Medien nach Monaten nur noch darüber berichten, was Israel alles in Gaza anstellt und dass es nicht noch irgendwelche Hamas Attacken gibt.
„Die Terroristen“ machen gerade nicht viel, zumal völlig unklar, wie viele es davon noch gibt.
Aber klar, wennn man die Blockade der Hilfsliferungen damit begründet, dass die Hamas das ganze Essen einbehalten…

Wir stehen kurz vor einer kompletten Einnahme des Gazastreifens durch Israel. Sie fordern alle Bewohner auf in den Süden zu fliehen und wollen die Menschen dort konzentrieren. Die Ausgabe von nötigen Lebensmitteln will das israelische Militär selbst vornehmen, etwas was Hilfsorganisationen verurteilen, weil damit das Militär darüber entscheiden kann wer hungert und wer nicht.
All das nach einer monatelangen Blockade an Hilfsgütern. Hilfsorganisationen reden jetzt schon von einer Hungersnot.

Vor ein paar Wochen hat die israelische Armee einen Konvoi vom roten Halbmond angegriffen und die Leichen samt ihrer Fahrzeuge vergraben. Danach haben sie nach Strich und Faden gelogen. Erst durch einen überlebenden Mitarbeiter des roten Halbmonds und Handyaufnahmen ist das ganze Ausmaß aufgeflogen.

Bei uns wurde darüber erst gar nicht so richtig und dann später mit dem Fokus auf der Aufklärung durch die IDF berichtet. Ich kann also verstehen, dass viele gar nicht mitbekommen was alles in Palästina passiert.

Ich verstehe aber nicht, wie man jetzt lieber über linksradikale und einen angeblich zu negativen Ton über Israel diskutieren will anstatt was vor unseren Augen passiert. Es tut mir leid wenn dir die Realität nicht ausgeglichen genug ist, aber die schrecklichen Fakten bleiben Fakten.

/E:
Ich empfehle übrigens die Doku The Settlers von der BBC mit Louis Theroux.

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Die Zurückhaltung „des Westens“ – in Politik und Medien – gegenüber dem, was die Regierung-Netanjahu dort veranstaltet, ist bemerkenswert. Man weiß natürlich nicht, was die EU oder die USA (lol) denen hinter verschlossenen Türen sagt, aber zu jucken scheint’s Netanjahu und Co. nicht.

Schwierig gegenüber Xi den Finger zu heben, was er mit Uiguren macht, oder Putin in der Ukraine, oder Randomwarlord in Afrika, während Netanjahu den Gazastreifen einebnet.

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Tröpfchenweise geschieht schon etwas:

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Die Aussage war eh noch nie richtig, auch wenn sie hier im Thread häufig gefallen ist. Mag sein dass das bei Bild&Co so ist, die Tagesschau hat aber schon immer neutral über den Krieg berichtet. Auch zB über den Angriff auf den Rettungswagen vor ein paar Wochen.

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das ist einfach kompletter quatsch.

ich empfehle dazu u.a. die aufwachen podcasts 457 von ~01:50:00 bis 03:44:41, folge 459 von 01:31:32 bis 03:47:25 oder folge 460 von 59:42 bis 02:25:15.

da hast du stundenlange berichterstattung und diskussion und dutzende direkte gegenüberstellungen der berichterstattung von deutschem ÖR mit z.B. CNN und BBC auf video.

beispielsweise werden fast durchgehend in den deutschen berichten - für die eindeutig von partnern vor ort 1 zu 1 das gleiche bildmaterial erworben wurde - die palästinensischen stimmen nicht gezeigt, die man bei z.B. BBC und CNN ganz selbstverständlich sieht.

in anderen beispielen hast du ÖR reporter, die eindeutig auf der gleichen begleiteten medientour wie die ausländischen journalisten den gazastreifen besuchen. und während dir der britische und der us-journalist in der dortigen ausstrahlung eindeutig erklären, dass sie das gesendete bildmaterial vorher zur zensur der israelischen armee vorlegen mussten, hörst du im deutschen ÖR dazu: nichts.

tilo jung spricht in irgendeiner folge auch davon, dass er von menschen, die in den ÖR redaktionen arbeiten auf diese unterschiede hingewiesen wird und später, dass die leute ihm dafür danken, auf das thema aufmerksam zu machen. weil die leute offenbar mit den redaktionellen vorgaben nicht einverstanden sind.

Sorry dass ich mir keine 7 Stunden Podcast als Quelle anhören.
Es mag sein, dass der ÖR nicht so intensiv über Gaza berichtet und nicht alles sendet. Aber die Beispiele die hier gebracht wurden, vor allem der Angriff auf die Rettungskräfte, darüber wurde eben auch auf Tagesschau berichtet. Und nicht versteckt, auch prominent in den 20 Uhr Nachrichten.
Und auch über andere Kriegsverbrechen oder heftige Angriffe, die hier im Thread angeprangert wurden, hatte ich davor auf tagesschau gelesen.
Aber klar, vielleicht gibt es da noch mehr, worüber nicht berichtet wurde und was auch nicht hier im Thread erwähnt wurde. Das kann sicher sein

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Hier wird quantitativ erhoben wie in der Tagesschau berichtet wird und wie diese auf Hamas und Israel angewendet werden.

Das zeigt auch in der Tagesschau ein krasses Ungleichgewicht in der Berichterstattung.

Eine weitere Auswertung der Tagesschau Berichterstattung von Fabian Goldmann findet man auch im Freitag.

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Da geht es eigentlich „nur“ um das wording anhand von 2 Beispielen („reagieren“ und „Massaker“). Das mag stimmen, ist aber dann doch etwas anderes als der Vorwurf, die Tagesschau würde gar nicht über bestimmte Dinge berichten oder Quellen ignorieren
Auch über Kriegsverbrechen von Israel wird berichtet

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Ich halte die Tagessschau für den Goldstandard von möglichst objektiver Berichterstattung in Deutschland, deswegen suche ich meistens dort nach Quellen von Sachen die ich auf Twitter oder BlueSky gesehen habe.

Leider lässt die Objektivität auch beim ÖRR und im speziellen der Tagesschau zu wünschen übrig. Wie im Post von @Mundharmonika beschrieben ist alleine schon die gewählte Sprache absolut nicht objektiv. Hamas übt gewallt aus und tötet, aber Palästinenser sterben. Hamas hat Geisel, aber Israel hat Gefangene. Gleichzeitig werden Aussagen von der Gaza-Regierung immer politisch eingeordnet, während Sprecher von der IDF bzw. der israelischen Regierung kommentarlos zitiert oder gezeigt werden. Selbst bei den Zahlen der palästinischen Opfern wird immer qualifizierend dazu gesagt, dass das Gesundheitsministerium in Gaza Hamas geführt sei. UN und Hilfsorganisationen vertrauen diesen Zahlen, weil das Gesundheitsministerium über Jahre gezeigt hat, dass sie korrekt und evidenzbasiert arbeiten. Die Zahlen jedes mal in Frage zu stellen ist eben keine objektive Berichterstattung, besonders wenn man Statements von israelischer Seite nicht einordnet.

Als ich nach einer glaubwürdigen Quelle zum angegriffenen Konvoi des roten Halbmonds gesucht habe um sie hier posten zu können, habe ich für längere Zeit nichts bei der Tagesschau gefunden. Meine Vermutung war, dass sie auf eine Stellungnahme von israelischen Seite gewartet haben. Als ich dann später einen Artikel dazu gefunden habe, war die Überschrift nicht der Angriff sondern die Unklarheit ob die IDF die Wahrheit gesagt hat. Die Sprache im Artikel war passiv und mehr die einen sagen so und die anderen sagen so. Zu dem Zeitpunkt war das Video vom Angriff schon im Umlauf und wurde z. B. in den US-Medien gezeigt.
So etwas passiert immer und immer wieder.

Und wie @highkickharald schon geschrieben hat. Israel plant nun öffentlich die Besatzung des Gazastreifens. Wir sehen hier vor unseren Augen ein Verbrechen.

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:100: Zustimmung
Und was mich wirklich fassungslos macht, ist, dass solche Erhebungen nur Nischen Aufmerksamkeit bekommen, nichts davon wird im öffentlichen Raum, Politik, breite Medien richtig diskutiert.

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Finde es beänstigend, dass hier Fabian Goldmann (früher übrigens Fabian Köhler) einfach ohne Kontextualisierung genannt wird. Kenne den Namen noch aus meiner Studentenzeit und er hatte regen Kontakt zu Rechtsextremen:

Und da hier die deutsche Presse so geprügelt und die ausländische Presse so gelobt wurde. BBC musste eine Reportage über Gaza kürzlich zurückziehen, da dort bspw. Wörter wie „Jude“ einfach mit „Israelis“ übersetzt wurden. Und ein Kind interviewt wurde, das aber ein Sohn eines Hamasführers ist.

Bei einem anderen Fall hatte sich ein Korrespondent positiv über Hitler geäußert. Er wolle die Juden verbrennen, wie es Hitler damals getan hatte

https://www.telegraph.co.uk/news/2025/05/03/bbc-launch-review-arabic-arm-anti-semitism-claims/

gibt es da auch andere, vielleicht aktuellere, probleme als „freundschaftlicher“ (?) e-mailkontakt mit einem rechtsextremen vor 15 jahren?

es käme mir nicht im entferntesten in den sinn, die berichterstattung der BBC zu dem konflikt zu loben. sie ist nur trotzdem noch um welten besser als der ÖR.

???

wo ist jetzt auf den ersten blick das problem?

ich kenne die debatte jetzt nicht. aber das kind ist scheinbar ein 13-jähriger junge und der „hamasführer“ ist (war?) stellvertretender landwirtschaftsminister.

Die Berichterstattung ist offensichtlich nicht um Welten besser als die des ÖRR, wenn man die eigene Reportage offline nehmen muss und gegen Korrespondenten ermittelt, die Hitler glorifizieren und Juden verbrennen wollen.
Du fragst wo das Problem ist: Hier wurde ohne Hinweis der Sohn eines Terroristen in den Fokus gerückt. BBC hat die Reportage ja nicht grundlos offline genommen.

Andererseits wird hier kritisert, dass angeblich immer die Aussagen der IDF übernommen werden. Dabei lese ich stets, dass man die Angaben nicht unabhängig verifizieren konnte.

Als damals eine angebliche israelische Rakete in das Al-Ahli-Krankenhaus einschlug und die Hamas nach 5 Minuten von 500 Toten sprach, die Ärzte im Krankenhaus ihre Pressekonferenz noch neben den Leichen abhielt, wurde das direkt von allen Medien übernommen. Später kam dann heraus, dass es sich um eine palästinensische Rakete aus Gaza gehandelt hatte, die in das Krankenhaus eingeschlagen war…