Energiekrise in Europa

Ach was. Wenn in ein paar Jahren, wenn die Konzerne Gas deutlich billiger einkaufen können als sie in langfristigen Verträgen an die Kunden weiterverkaufen, wird es bestimmt auch eine Solidaritätsumlage geben, den die Konzerne bezahlen um die Verbraucher zu entlasten :slight_smile:

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Freu mich schon auf die Dividenenausschüttungen bei RWE, Vattenfall und co…

Meines Wissens nach haben oder werden RWE/Vattenfall nicht an der Gasumlage partizipieren. Was an der Diskussion „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.“ vergessen wird, ist, dass das Problem der Ersatzbeschaffung in der Erdgasbranche erst durch den deutschen Staat ausgelöst wird. Der trägt zum einen die Sanktionen mit und verbietet aktuell die Weitergabe der Ersatzbeschaffungspreise an die Kunden.

Das Ergebnis wäre gewesen, dass in der Lieferkette nicht nur die Erdgasgroßhändler (wie eine Uniper in den Medien bereits bekannt ist) pleite gehen würde, sondern alle Liefervertragsprobleme einfach nach unten weitergegeben werden.

Der deutsche Staat hat jetzt also die Möglichkeit genutzt, einen Rettungsschirm für die Unternehmen ganz oben zu bauen und kontrolliert über die Gasumlage zu finanzieren. Dabei wird bewusst mit marktüblichen Mechanismen gearbeitet, die eben keine zusätzlichen Gewinne für unbetroffene Unternehmen generieren. Aus einem liberalisiertem Markt wird hier gerade aus politischem Interesse heraus ein sozial marktwirtschaftlich geführter Markt.

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Wenn die Unternehmen aufgrund der Sanktionen Lieferverträge mit Russland kündigen mussten, dann sollte der Staat ihnen Schadensersatz zahlen.

Wenn die Unternehmen keine Verträge mit Russland hatten sondern einfach die politischen Risiken und die entsprechende Preisentwicklung auf dem Weltmarkt falsch eingeschätzt haben und jetzt ihre eigenen Verträge nicht erfüllen können, sollen sie eben Insolvenz anmelden. Das ist dann kein Problem, das der deutsche Staat ausgelöst hat. Dann wird der Insolvenzverwalter und die Mitarbeiter das Geschäft weiterführen, bis die Insolvenz geregelt und neue Eigentümer gefunden sind.

So ein Kraftwerk löst sich ja nicht in Luft auf. Sehe nicht, warum man dann Altinvestoren retten sollte. Wenn wir andauernd schlechte Unternehmer und Investoren retten, muss man sich nicht wundern, wenn wir dauernd einspringen müssen, weil es nur noch schlechte Unternehmen und Investoren gibt. Aber wenn’s um die eigenen Investitionen und Nanny-Kapitalismus geht sind alle „Liberalen“ und „LIbertäre“ wieder mäuschenstumm…

Auch nicht ganz so korrekt, wie du das hier schilderst. Die Wirtschaftskette ist eben nicht zwischen Gazprom Export und dem Energiegroßhändler in Deutschland (Beispiel: Uniper) unterbrochen, sondern im aktuellen Problemfall mit einer deutschen Tochtergesellschaft der Gazprom Export (Beispiel: Gazprom Germania oder Wintershall Erdgas Handelshaus GmbH). Im konkreten Fall hat der deutsche Staat mit der Verstaatlichung der Gazprom Germania massiv in den freien Markt eingegriffen. Alle bestehenden Handelsbeziehungen zwischen der Gazprom Export und der Gazprom Germania werden hinfällig, weshalb für die Verträge zwischen der Gazprom Germania und der Uniper schlichtweg „Höhere Gewalt / Force majeure nach internationalem Recht“ ausgerufen wird.

Das ganze ist einfach ein ganzes Stück komplexer, als du es hier hinstellen willst. Mit Kraftwerken selbst hat das gar nichts zutun.

Wenn die Unternehmen Verträge mit Gazprom Germania haben fällt das doch darunter:

Die Kraftwerke hatte ich erwähnt, weil du im Discord meintest, dass die Wirtschaftsleistung im Land ohne Rettung um 10-15% einbrechen würde. Das wäre für mich nur mit Problemen bei der Stromversorgung schlüssig.

Aber bei einer Insolvenz löst sich eben nicht gleich alles in Luft auf und die Menschen haben keinen Strom mehr. Das Unternehmen gehört nur wem anders.

Es existiert eine Vertragskette - meistens sowas wie Produzent > Großhändler international > Großhändler national > Stadtwerk/Kraftwerk/Industriestandort > Kunde

Um überhaupt handeln zu können, musst du am Markt mit eigener Liquidität entsprechende Mengen beschaffen. Die Verträge können zwischen nationalem Großhändler und dem Stadtwerk in Form von Grundversorgung (feste Mengen über den Vertragszeitraum) und in Form von kurzfristigen Verträgen (Day-ahead Dispatching am Spot- und Terminmarkt) stattfinden.

Plötzlich würde durch die Pleite des nationalen Großhändler der Handel am Termin- und Sportmarkt massiv in die Höhe schnellen und die Preisvolativität in enorme Höhen für kurze Zeiträume schnellen.

Die Liquidität deutscher Stadtwerke ist zumeist direkt an die Kommunen gebunden, die ebenfalls keine hohe Liquidität aufweisen können. Wenn du jetzt das komplette Ersatzbeschaffungsrisiko des nationalen Großhändler auf alle kleinen Stadtwerke weiterreichst, gibt es einen Lawineneffekt und die von mir beschriebene Pleitewelle in der deutschen Energiewirtschaft.

Wenn der Preis für den Kunden dann irgendwann weitergegeben wird, könnten auch andere Großkunden die Preise nicht mehr bezahlen. Ein Stickstoffwerk oder eine Glashütte kann nur mit Erdgaspreispreisen bis zu einem gewissen Maximum betrieben werden, bevor die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist. Das löst dann die tatsächliche Rezession aus.

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wies sollten die betreiber das nicht mehr wollen? alte kraftwerke die immernoch laufen könnten und umsatz bringen könnten wollen die nicht mehr?

also atomkraft ist bei weitem nicht tot, ohne atomkraft würde das licht EU/Weltweit ausgehen… in deutschland leider durch massive meinungsmache verunglimpft worden :(

wir haben in der firma letztes jahr ein festpreis bei industriestrom von 0,17€/kwh gehabt… dann wurde vom versorger gekündigt und jetzt hängen wir direkt an der strombörse in leipzig mit letzten monat einem strompreis von 0,38€/kwh… da frag ich mich ehrlich wie soll der strom langfristig bezahlbar sein, wenn gas/kohle/atomkraft wegfällt im gegenzug aber immer mehr wärmepumpen, eautos etc strom haben wollen?

Wenn der nationale Großhändler so groß ist, dass er nicht pleite gehen darf, sollte er sowieso schon lange zerschlagen oder verstaatlicht und das Risiko verteilt sein.

Zu große Marktmacht und faktisch kein Risiko. Gibt dann keinen Grund, warum ein einzelner Akteur hier seit Jahren eine Rente abschöpft.

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Wieso wurde nicht einfach ein Kredit zum Nullzins gewährt? Irgendwann muss der Konzern wieder rentable sein oder soll der Bürger dauerhaft zur Kasse geben werden? Spätestens wenn Renditen ausgezahlt werden, wird hoffentlich geklagt. In der Immobilienkrise wurden auch nicht irgendwelche Umlagen geschaffen um Banken zu retten.

Wenn der x-fache Preis eh an Kunden weitergegeben wird, wieso braucht man überhaupt diese Umlage? Die Preise werden doch bezahlt, da ist man weit weg vom Bankrott. Wenn kein Gas mehr ankommen sollte, wird der Konzern eh pleite gehen, da hilft auch eine Umlage nicht.

25% Gas zum vollen Preis, so lässt sich nur der Deutsche fi**en.

Fallen die Stromquellen mit den höchsten Stromgestehungskosten weg. Ist doch gut für den zukünftigen Strompreis

Finde 500 Euro Mehrbelastung/Jahr für Gas eigentlich vertretbar. Ja ich weiß, alles andere wird auch noch teurer und die Mehrwertsteuer kommt ggf. auch noch drauf. Aber trotzdem, wenn ich auf mein eher kümmerliches Monatsgehalt gucke und weiß, dass diese 500 Euro jetzt keinen Unterschied machen werden, dann gehe ich davon aus, dass es viele andere auch schultern können sollten.
Für Niedriglohnsektor braucht es natürlich trotzdem zusätzliche Unterstützungen, den nehm ich mal raus. Würde dafür ggf. auch nochmal 500 Euro zuschießen, ohne dass ich hungern müsste. Und ja, ich bin trotzdem für eine Übergewinnsteuer bei Energiekonzernen usw. Aber diesen Aufschrei, nachdem wir uns jahrelang billiges Putin-Gas gegönnt haben - sogar nach 2014 - kann ich nicht nachvollziehen.

es sind nochmal 500€ mehr. da kommen ja noch die regulären preiserhöhungen drauf. also 2-3 fache preis zu normal + die 500€.

das ist für viele nicht mehr zu stemmen.

Ah, okay, das hab ich gerade verrafft … ich bin noch nicht wirklich regeneriert nach vier Tagen Saufisaufi. Okay, das wird für viele natürlich hart.

Hä???

Papa Scholz hat doch gesagt, dass arme Menschen, Rentner, Arbeitslose und Geringverdiener einfach an ihr erspartes Geld sollen ?

Sehe das Problem nicht

er hat zumindest mal gesagt, dass kein einziger alleine gelassen wird. ich bin gespannt wie man das umsetzen will.

denke er meint damit, dass sich die geringverdiener zu hunderten in turnhallen gegenseitig warmkuscheln dürfen

Bei 35% höhere Energiekosten zum Vormonat, 15% höheren Lebensmittelkosten und die nun kommenden Gaskosten plus Umlage wird es wirklich spannend.

Ich bin echt gespannt wie Deutschland 2024 aussehen wird

Scholz ist ein korrupter Sack, aber für die Preisentwicklungen kann man ihn nicht wirklich zur Verantwortung ziehen. Das ist halt Schicksal, an dem wir selber mitgestrickt haben. Ich finde, da läuft die Kritik etwas ins Leere.
Ich würde ihm eher vorwerfen, dass er sich bei Themen wie der Übergewinnsteuer nicht stark macht.

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