Bin vor gut vier Jahren mit Frau und Kind von Hamburg in die Schweiz (Umgebung Zürich) gezogen. Für mich war es rückblickend doch ein größerer Schritt, als ich mir damals eingestehen wollte. Aber so ist es halt, wenn man die schönste Stadt Deutschlands verlässt und nicht mehr regelmäßig ins geilste Stadion gehen kann. Genug getriggert, hier meine Empfindungen (die halt zum Teil auch einfach Hamburg mit Zürich vergleichen)
- Ich bin in einem Großkonzern in der IT und habe bislang 0 schlechte Erfahrungen gemacht, nur weil ich Deutscher bin. Es hat im Unternehmen halt auch viele andere Deutsch… Auch privat im Ort bislang keinerlei schlechten Erfahrungen gemacht, höchstens machen die Schweizer mal Witze, wenn sie gerade nur von Deutschen umgeben sind.
- Mit dem Vernetzen ist es einfach komplett situationsabhängig. Mit Kindern lernt man unvermeidlich andere Eltern kennen und freundet sich mit einigen davon an. In meinem Fall sind es überwiegend andere deutsche Papis, mit denen ich mittlerweile gut befreundet bin. Keine Ahnung, ob das zufall ist…
- Finanziell kommst du sicher besser weg, insbesondere ohne Familie. Wir zahlen hier 3k im Monat für Kinderbetreuung (von mittlerweile 2 Kids). Und dennoch bin ich überzeugt, dass es uns hier finanziell besser geht als es in DE der Fall wäre respektive war.
Hinzu kommt, dass in CH die berufliche Vorsorge verpflichtend ist und der Arbeitgeber da mindestens so viel wie der Arbeitnehmer reinbuttert. Als Perspektive: mit der Rente, die da rauskommt, kannst du außerhalb der Schweiz ein recht gutes Leben führen.
- Sprachlich gewöhnt man sich mit der Zeit sehr an das Schweizerdeutsch (davon ausgehend, dass du in den deutschsprachigen Raum ziehen möchtest). Bei einigen Dialekten habe ich aber tatsächlich noch immer Schwierigkeiten. Ist dann aber auch kein Problem mal zu fragen, ob die Person bitte auf „hochdeutsch“ (klingt dann eher bayrisch) wechselt.
- Einige Dinge laufen anders, z.B. die Krankenkasse, die komplett unabhängig vom Arbeitgeber ist. In der Grundversicherung zahlst du einen Betrag x im Monat, hinzu kommt aber eine „Franchise“. In unserem Fall zahlen wir jeweils die ersten 2500CHF selber, sollte etwas anfallen, erst danach übernimmt die Krankenkasse (dazu kam es bislang aber nie, weil wir selten krank waren bzw. zum Arzt mussten). Die Franchise kann man runterdrücken, aber dann würde sich der monatliche Beitrag entsprechend erhöhen.
Was mir bislang besonders gefällt
- vor allem Natur / Freizeitmöglichkeiten / Wetter: Es gibt so viele Seen und Berge und aufgrund der Größe des Landes ist vieles schnell erreichbar. Verglichen mit Hamburg ist das Wetter hier erheblich besser.
- Schulsystem (braucht dich ja nicht zu interessieren)
- Bahn: Pünktlich, sauber und sogar die Lifte für die Berge sind größtenteils mit SBB verbunden, was ziemlich nützlich ist. Außerdem gibt es nicht dieses ganze Pack oder Obdachlose. Wurde bislang weder dumm angemacht, noch wird man ständig um Geld angebettelt.
- Generell ist alles Organisatorische aus meiner Sicht recht easy hier (Ämter etc). Weniger Wartezeiten, besser digitalisiert usw.
Was weniger gefällt (hat nicht mit CH per se zu tun) ist die örtliche Distanz zu Familie und Freunden ist teilweise schon schwer für mich. Insbesondere mit Kindern sind wir hier komplett auf uns selbst gestellt. Daher auch die extrem hohen Kosten für die Betreuung, weil Oma/Opa nicht einen Tag pro Woche die Kinder haben.
Ob wir hier „für immer“ bleiben werden kann ich nicht sagen. Im Moment sind wir recht zufrieden. Vor allem wenn ich an meine Kinder denke (und man natürlich immer das Beste für sie will bliblablubb), möchte ich eher nicht zurück, da mir die Lebensqualität hier doch deutlich besser erscheint als in DE.
Falls du persönlichere/sensiblere Fragen hast, kannst du mir gerne ne pm schicken.
Mir wurde an der Grenze damals erklärt, dass es recht hohe Strafen zur Folge hätte. Dass der deutsche Führerschein seine Gültigkeit verliert, glaube ich nicht.