Was ist globaler Merkantilismus?

Wieso? Das ist doch quatsch. Der Staat zwingt Leute dazu unwirtschaftlich zu handeln – nämlich mehr zu zahlen, als die Stelle kosten sollte. Nicht jede Unternehmung wirft Millionen ab. Frag mal die Bäckerei nebenan.

das ist halt österreichische badewannen-philosophie und keine wirtschaftswissenschaft.

ein lohn der jetzt oder in der rente den lebensunterhalt des arbeitnehmers nicht sicherstellt, ist über die implizite gesellschaftliche garantie des lebensunterhalts (mindestrente, lohnaufstockung, wohnraum, krankenversicherung etc…) genauso durch den staat subventioniert.
man sieht ihn nicht, trotzdem ist das ein markteingriff.

wenn du anfängst, so zu argumentieren, musst du den ganzen weg gehen und den ganzen sozialstaat + rente abschaffen, der die niedriglöhne subventioniert. damit alle arbeitnehmer mit voller kraft in den arbeitskampf gehen (müssen), weil buchstäblich ihr physisches überleben davon abhängt.

(und selbst dann hättest du wahrscheinlich noch faktoren, die niedrige löhne unter den wert der arbeit drücken, siehe weiter unten)

zu mindestlöhnen und niedriglöhnen gibt es mittlerweile eine gute studienlage. es gibt zig punkte warum das naturgemäß kein vollkommener markt ist, auch nie sein wird und die arbeitgeber im normalfall weniger als den wert der arbeit bezahlen können. (was aber nicht automatisch heißt, dass ihr profit zu hoch wäre!)

kaum jemand würde z.B. für einen lohn unter mindestlohn seinen lebensmittelpunkt komplett verlagern. das sorgt dafür, dass es auf dem lohnniveau nicht einen großen arbeitsmarkt, sondern viele kleine, lokale und im normalfall menschen gibt, die bereit sind, für einen lohn zu arbeiten, der ihnen an anderen orten keinen lebensunterhalt ermöglichen würde. weil sie z.B. wohnarrangements oder hilfe von freunden/verwandten bekommen, die sie an einem anderen ort nicht hätten.

der klassische fall sind z.B. menschen, die in teilzeit arbeiten aber auf das geld nicht wirklich angewiesen sind, weil sie den rest des tages ihre kinder versorgen und der lebenspartner mit seinem lohn für den größten teil des lebensunterhalts aufkommt.

dieses unnatürliche angebot drückt dann lokal (effektiv aber überall, weil es viele kleine einzelne märkte statt eines großen gibt) den marktpreis für die arbeit und sorgt für probleme bei den arbeitern, die keine externe unterstützung haben.

zu niedrige löhne durch externe faktoren sind genauso ein marktversagen, wie zu hohe und führen genauso zu nicht-optimalen ergebnissen. darüber wird aber verdammt selten geweint…

zu niedrige löhne sorgen z.B. dafür, dass vergleichsweise schlechte unternehmen und unternehmer länger im markt bleiben können, die in einem anderen system schon lange verdrängt worden wären.

/edit:
angenommen ich habe einen friseursalon und bin der beste unternehmer der welt.

aber drei dörfer weiter gibt es einen konkurrenten. und der hat zwei angestellte aus dem gleichen ort, die für viel weniger arbeiten, als ihre arbeit „wert“ ist. vielleicht, weil sie schon in rente sind und es denen viel wichtiger, zu fuß zur arbeit zu gehen, als viel geld zu verdienen.

kann sein, dass ich als superunternehmer gewaltig in die röhre gucke.

/edit2:
bevor das argument kommt, dass durch mindestlohn alle pleite gehen:

nein. aber die leistungen dieser unternehmen müssten teurer werden. wenn wir z.B. annehmen, dass z.B. in friseursalons und supermärkten viele menschen arbeiten, deren löhne unter dem mindestlohn liegen, dann müssen eben die leistungen von supermärkten und friseursalons teurer werden und werden bisher (indirekt) über externe faktoren subventioniert.

aBeR dAs FüHrT dOcH zU iNfLaTiOn

Das fröhliche Bescheißen und Ausbeuten geht dann wieder los.
Da kriegt man als Frisör wieder nur 5 Euro die Stunde aber wetten wir das die Preise für einen Haarschnitt trotzdem gleich bleiben und nicht sinken?

Gerade Supermärkte sind in Deutschland ein ganz schlechtes Beispiel. Bei uns ist was das angeht alles in der Hand von Großkonzernen die Milliardengewinne (oder Hohe Millionengewinne) machen.

Den Gedanken zu haben das man ja einfach kündigen kann und zu nem Unternehmen geht das mehr bezahlt kann ich auch nur bedingt teilen. Das ist im Niedriglohnsektor was völlig anderes als wenn du 60k oder so verdienst.

Menschen die am unteren Ende der Gehaltsskala sind können es sich oftmals einfach nicht leisten z.B. die Stadt für einen besseren Job zu wechseln + die wissen alle untereinander wieviel die Konkurrenz bezahlt.

Mal davon abgesehen das die meisten Discounter und Supermärkte in Deutschland eh über Mindestlohn bezahlen.

Gutes Beispiel ! :+1:

Das einzige was ich hier rauslese ist, dass die Menschen in dem ganzen System völlig egal sind. Wir verheizen im Niedriglohnsektor jetzt schon Leute. Die Abschaffungs des Mindestlohns verschärft das noch.

Ich versteh auch nicht wie man auf die Idee kommt der Lohnsektor beim Supermarkt ist ein AN-Markt. Es ist ganz klar ein AG Markt, weil du einfach austauschbar bist. Ich sehs doch bei allen Paketlieferdiensten oder anderen Lieferdiensten. Da hält sich kaum einer der Lieferer mehr als 6 Monate. Und die Unternehmen laufen.

Für mich klingt das alles bei dir nach Freier-Markt-Utopie wo am Ende ganz bewusst ganze Gesellschaftsschichten in die Existenzlosigkeit geschickt werden.

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die gewinne werden vielleicht so oder so erzielen. aber es werden nicht alle pleite gehen. solange der mindestlohn für alle wettbewerber gilt, lässt sich das auf die kunden umlegen.

die kunden könnten dann entscheiden, dass sie zu den höheren preisen weniger nachfragen und dann gäbe es irgendwann auch unternehmenspleiten oder schließungen der schlechteren wettbewerber.

aber das ist wie gesagt nicht notwendigerweise schlecht.

kann gut sein. ich will hier keine branche an den pranger stellen. :sweat_smile:

in den usa, wo die ganze dynamik noch viel stärker und leichter zu erkennen ist, ist halt z.B. walmart vorne mit dabei.

Das Beispiel USA zeigt ganz schön warum ein Mindestlohn gut ist. Der Mindestlohn in den USA liegt halt immernoch bei 7,50$. Es gibt zwar Bundestaaten die höhere haben aber viele liegen halt bei 7,50$. Da tut sich seit über 20 Jahren nichts wärend das Durchschnittseinkommen sich im selben Zeitraum fast verdoppelt hat. So kann man ein Land halt auch spalten.
Ich will nicht in einem Land leben wo die die am wenigsten verdienen immer weiter ausgebeutet werden und wirklich null Perspektive haben.

@krpdr sollte mal die Leute fragen die durch den Mindeslohn mehr verdienen wie die das sehen.
Einen Punkt den er nämlich auch gerne vergisst ist das Menschen mit höherem Gehalt auch motivierter und auch produktiver werden. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Davon das sich wahnsinnig viele Arbeitgeber im KMU Bereich auch vollkommen unter Wert verkauft haben weil sie mit Unternehmen konkurrieren müssen die durch Dumpinglöhne billiger als sie sind fang ich gar nicht erst an…